Palliativarbeit im Krieg
WN │ 21.04.2022
Ukrainische Hospiz-Leiterin zu Besuch im Johannes-Hospiz
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Bereits seit fünf Jahren steht das Johannes-Hospiz in Münster mit dem Hospiz in Iwano-Frankiwsk in der West-Ukraine in Kontakt. Man tausche nicht zuletzt Erfahrungen aus, was beiden Seiten zugute kommt, sagt Ludger Prinz, Geschäftsführer des Johannes-Hospiz.
In diesen Tagen hat man in Münster Dr. Iryna Slugotska zu Gast. Sie leitet die Einrichtung in Iwano-Frankiwsk, einer Stadt in der West-Ukraine, etwas kleiner als Münster. Unserer Zeitung gewährte Slugotska im Gespräch Einblicke, wie sich palliative Arbeit in Zeiten des Krieges gestalten lässt.
Auch wenn sich der Großteil der russischen Angriffe nun auf den Osten der Ukraine konzentriert, gebe es auch in Iwano-Frankiwsk häufig Alarm. Dann sei die Bevölkerung aufgerufen in die Keller zu gehen. Manchmal gebe es nach 30 Minuten, manchmal auch erst nach drei oder vier Stunden Entwarnung, erzählt Slugotska (59). Und sie erzählt von den Einschlägen in der Stadt. Schon zu Kriegsbeginn sei der Flughafen bombardiert worden.
Die Arbeit im Palliativbereich ist durch den Krieg massiv beeinflusst – aber nicht nur durch ihn. Schon zu Beginn des Jahres, also noch vor Kriegsbeginn, seien die medizinischen Vorräte im Land knapp gewesen. Als dann der Krieg ausbrach, seien die Reserven sämtlich an die Front gebracht worden. „Panik“, so beschreibt Slugotska das Gefühl, dass bei ihr und ihren Mitarbeitern zu diesem Zeitpunkt bestimmend gewesen sei.
Doch die Lage hat sich immerhin insofern verbessert, als dass Hilfe aus dem Ausland kam – in diesem Fall aus Münster: Bereits zwei Hilfstransporte organisierte das Johannes-Hospiz in diesem Jahr, noch vor dem Krieg erreichten Betten aus Deutschland Iwano-Frankiwsk, im April erreichte dann ein zweiter Transport das Hospiz, das das zweitälteste in der Ukraine ist und 30 Betten hat.
Zum Vergleich: Das Johannes-Hospiz Münster hat lediglich 10 Betten. Und doch ist der Platz in Iwano-Frankiwsk rar. Alleine 140.000 Flüchtlinge aus der Ost-Ukraine seien in der Stadt untergekommen. Andere Familien verließen das Land, Alte und Gebrechliche müssen häufig zurückbleiben.
Die Güter, die aus Münster geschickt wurden, bleiben derweil nicht nur in Iwano-Frankiwsk, die Menschen versuchten sich gegenseitig zu helfen, wo es nur gehe, berichtet Slugotska.
Wie aber führt man ein Hospiz überhaupt im Krieg, wie wendet man sich anderen Menschen zu, während doch die Sorge um die eigene Existenz stetig wächst? Das, so Slugotska, sei in der Tat die vielleicht wichtigste Frage. Immerhin, erst drei der 52 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Hospizes seien in Ausland geflüchtet. An den anderen gehe die Situation nicht spurlos vorbei: „Das Personal ist überlastet“, sagt Slugotska, die sich von Dr. Halina Lejzjus (64), einer Jugendfreundin, die nach Münster geflüchtet ist, übersetzen lässt.
Ob sie selber schon an eine Flucht gedacht habe? Slugotska schwärmt von Münster, von der Schönheit und Stimmung in der Stadt. Wer in so einer heiligen Atmosphäre aufwachse, der könne nicht böse werden, sagt sie mit einem Lächeln. Aber sie sagt auch: „Ich habe eine Verpflichtung in der Ukraine.“
Trotz der Lage in ihrem Land: Slugotska bittet nicht, sie dankt dagegen gleich mehrfach im Gespräch für das, was schon aus Münster kam. Aus den Reihen des Johannes-Hospizes ist gleichwohl zu hören, dass weiterer Bedarf in der Ukraine bestehe – vor allem werden zwei Röntgengeräte für Krankenhäuser der Region gesucht.
Foto:
Dr. Iryna Slugotska (re.), Dr. Halina Lejzus und Ludger Prinz in Münster
(Text und Foto: Björn Meyer │ Westfälische Nachrichten)
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