Der Glaube aus Werken
Für die Einen ist die Frömmigkeit und Innerlich, die Mediation und der Gottesdienst das Wichtige. Für die Anderen ist das soziale Engagement in der Welt das Eigentliche, die Politik und die Mitgestaltung der Gesellschaft. Der Theologe Paul Zulehner hat die beiden Gruppen einmal die „unpolitisch-fromme und unfromm-politische“ genannt. Dabei beobachtete er in den 1980er Jahren, „dass diese beiden Strömungen nicht nur wenig miteinander zu tun haben, sondern einander mißtrauen und nicht selten die wahre Christlichkeit absprechen.“ (1)
Nun ist diese krasse Polarisierung derzeit so nicht mehr zu beobachten. Sie wirkt aber unterschwellig weiter. Viele Gläubige sind weiterhin der Meinung, die Kirchen sollten sich aus der Politik heraushalten. Da habe sie nichts zu suchen. Andererseits quittieren Leute mit einen Kirchenaustritt ihre Ablehnung einer nur auf sich bezogenen Kirche, die keinen Bezug zum Leben der Menschen in der Welt von heute hat.
Nennen wir diese beiden Positionen einmal „Frömmigkeit“ und „Tätigkeit“. Sie gehören offenbar seit ihren Ursprüngen zu einem beständigen Konfliktpotential der christlichen Gemeinde. Das belegt der biblische Jakobusbrief. Mit einem deutlich kämpferischen Unterton stellt der Verfassen die Frage: „Was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke?“ (Jak 2, 14) Was er unter „Werke“ versteht, verdeutlicht er mit dem „tatenlosen“ Trost, der Armen gegeben wird - „Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!“ - statt ihnen „tatsächlich“ das zu geben, was sie zum Leben brauchen. So kommt er zu dem starken Urteil: „Glaube für sich allein ist tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat.“ (V 17)
Der Glaube eines Menschen wird sich immer in sehr unterschiedlicher Weise nach außen hin zeigen. Es gibt keinen genormten Weg des Zeugnisses, weil es immer ein persönliches Zeugnis sein muss. Der Verfasser des Jakobusbriefes zeigt mir einen Weg auf, der für viele Menschen heute, die immer weniger mit frommer Innerlichkeit anfangen können, ein authentischer christlicher Weg sein kann: „Ich zeige dir aus meinen Werken den Glauben.“ (V 18)
Es ist am Ende das Gesamtbild, das die christliche Gemeinde in der Welt von heute abgibt und wichtig ist. Zu ihm gehören immer die „unpolitisch-Frommen und unfromm-Politischen“.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
(1) Paul M. Zulehner, Mystik und Politik, in: Geist & Leben. Jahr: 1989, Band: 62, Heft: 5/6, Seiten: 405
12. September 2021 | Foto: © Nehk 2021 / Musik: privat
Sie möchten unsere Arbeit unterstützen?
Um unseren Hospizbewohnern bis zuletzt ein Leben in Würde ermöglichen zu können, aber auch für den ambulanten Dienst und die Trauerbegleitung benötigen wir Ihre Spende. – Herzlichen Dank.
Unser Spendenkonto
Darlehnskasse Münster
IBAN: DE30 4006 0265 0002 2226 00
BIC: GENODEM1DKM
... oder spenden Sie hier:
Sie haben Fragen?
Ihr Ansprechpartner:
Ludger Prinz
Geschäftsführung
Telefon: 0251 9337-626
info@johannes-hospiz.de
Philomena Brinkbäumer
Leitung Öffentlichkeitsarbeit │ Fundraising
Telefon: 0251 37409325
p.brinkbaeumer@johannes-hospiz.de