Drei Sachen, keine sieben
Der Koffer ist immer zu klein. Das Problem fängt schon beim Packen an. Sachen für gutes und schlechtes Wetter. Zur Sicherheit einen warmen Pullover für abends. Vielleicht doch auch ein paar gute Schuhe? Ein Hemd mehr kann nicht schaden … Der Berg wächst und am Ende geht der Koffer nicht mehr zu – oder nur ganz schwer, mit Draufsetzen, Schieben und Drücken. Es dauert, bis man seine sieben Sachen verstaut hat. Seit der Erfindung der „Rollkoffer“ muss man die schwere Last wenigstens nicht mehr selber tragen.
Wie radikal knapp ist doch da die Packliste, die Jesus seinen zwölf Schülern vorgibt – mehr eine Streichliste: „kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd“. Nur einen Wanderstab sollen sie mitnehmen, ein Hemd am Leib und an den Füßen Sandalen. Drei Sachen also, keine sieben. Nun entlässt Jesus in diesem Bericht des Markusevangelium (Mk 6, 7-13) seine Jünger nicht in die Sommerfrische. Es ist der erste Auftrag, den er ihnen erteilten und sie damit zu Boten seiner frohen Botschaft macht: Geht zu zweit zu den Leuten und verkündet die Umkehr. Dieser strengen und klaren Botschaft entsprechend sollen auch das Erscheinungsbild und das Auftreten der Boten einfach und gradlinig sein. Man soll die Botschaft nicht mit einem möglicherweise üppigen Auftreten verbinden. Hier erscheinen also eher Bittsteller. Ohne Belastung durch vielerlei Utensilien, sind sie offen für neue Begegnungen mit den Menschen.
Die Ausrüstungsregeln Jesu scheinen mir in einem ziemlichen Kontrast zu den Ausrüstungskoffern der Glaubensbotinnen und Glaubensboten heute zu stehen. Der Einsatz von Material überlagert bisweilen den Einsatz von Personal, ja, ersetzt ihn auch manchmal. Auch wenn dieser Gedanke Widerspruch, vielleicht auch Empörung hervorruft, sei er doch genannt: Mit wie viel technischem Aufwand und finanziellen Mitteln wurden in der Corona-Pandemie online-Gottesdienste „produziert“? Die Reflexion darüber ist noch nicht abgeschlossenen.
Wenn Jesus die Ausrüstung seiner Botinnen und Boten, ihre Materialkoffer sehr begrenzt, dann ist das eine Option für ein „personales Angebot“. So hat es 1975, vor nunmehr 46 Jahren, die Würzburger Synode in dem Beschluss „Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit“ formuliert: „Entscheidend im Angebot der Kirche an junge Menschen ist, dass sie sich selbst anbietet als eine Gemeinschaft von Glaubenden bzw. von Menschen, die sich um den Glauben mühen. Kirchliche Jugendarbeit macht zuerst und zuletzt ein ‚personales Angebot‘“. (4.)
Diese Feststellung der Synode hat im Evangelium von der „Aussendung der zwölf Jünger“ ihre biblische Grundlage und ihre Gültigkeit – nicht nur in der kirchlichen Jugendarbeit.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
11. Juli 2021 | Foto: © Nehk 2021 / Musik: jamendo.com
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