Du sollst ein Segen sein
Fastenzeit 2023
Es gibt Menschen, die haben eine große Bedeutung für mich. Manche von ihnen auch eine sehr große. Das ist die Familie und das sind die Freunde. Das sind Menschen, mit denen ich täglich zusammenarbeite. Es sind auch die, mit denen ich im Glauben verbunden bin und die ich Schwester und Bruder nenne. Bei ihnen erfahre ich Annahme und Wohlwollen. Ich bekomme unerwartetes Lob und höre sanfte Kritik. Sie möchten mich so, wie ich bin und bestärken mich darin, meine Talente zu entfalten. Kurzum: Sie sind ein Segen für mich.
An sie denke ich, wenn ich diesen archaischen und doch aktuellen Text aus dem Alten Testament der Bibel lese. Gott, der Herr, spricht zu Abraham: „Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich werde segnen, die dich segnen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.“ (Gen12, 2-3)
Diese Worte gibt der Herr Abraham auf den Weg. Der macht sich auf und zieht mit Sack und Pack in das Land der Verheißung Gottes. In den drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam, gilt Abraham als der „Vater des Glaubens“. Durch ihn hat der allmächtige Gott auch diesen Religionen eine Urfunktion für die Menschheit mitgegeben: Ihr sollt ein Segen sein. Durch euch sollen alle Menschen der Erde Segen erlangen.
Leider ist Segen aber nicht unbedingt das, was die Menschen im Laufe der Zeiten durch die Religionen erfahren haben. Oft – zu oft – war es geradezu das Gegenteilt. Und ist es immer noch.
In den katholischen Gottesdiensten wird diese biblische Erzählung von der Begegnung Gottes mit Abraham am Beginn der Fastenzeit, also der Vorbereitungszeit auf das Osterfest, vorgelesen. Es ist eine Art Besinnungstext. Schaut auf das, was euch auf den Weg gegeben ist. Richtet euer Augenmerk darauf, wie ihr den Menschen begegnet. Erneuert euch darin, ihnen Segen zu sein.
Ob diese Reform in der großen Gruppe, in einer Gemeinde oder gar der katholischen Kirche in Deutschland gelingen kann? Ich sehe skeptisches Stirnrunzeln bei vielen. Dennoch kommt niemand an der drängenden Aufgabenstellung vorbei: Ein Segen sollst du sein.
Ich habe ja diese Erfahrung, wie gut es tut, in der Begegnung mit Menschen Segen zu erlangen – Worte, Taten, Blicke, Stimmungen, die wohltuend sind. „Segen sein“, wie Gott es dem Abraham aufträgt, ist etwas, das sich in der Begennung von Menschen ereignet. Er regnet nicht vom Himmel herab, sondern wird in meinem Handeln wirklich.
Als Sohn Abrahams darf ich mir das, was Gott ihm aufgetragen hat, zur eigenen Aufgabe machen. Am Anfang steht da meine Bitte, dass ich nicht das Gegenteil von Segen bin. Ein Lied aus dem Gotteslob formuliert das sehr treffend: „Hilf, Herr meiner Tage, dass ich nicht zur Plage, dass ich nicht zur Plage meinem Nächsten bin.“ (GL 440) Damit wäre ja schon mal viel getan.
Einen Schritt weiter könnte ich mit der Frage gehen, wo denn mein wohltuendes Handeln, wo mein Segen nötig ist? Auch das eine Bitte an Gott: „Hilf, Herr meiner Seele, dass ich dort nicht fehle, dass ich dort nicht fehle, wo ich nötig bin.“
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
5. März 2023 | Foto: Nehk 2023 | Musik: privat
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