Eine Menschheitsfamilie
Er ist ein Familienmensch, sagt man. Familienmensch, weil sie oder er vor allen Dingen den Zusammenhalt und das Wohlergehen der Familie im Blick hat. Sie ist der Lebensmittelpunkt. Alles setzt sie oder er daran, dass dies auch für die anderen Mitglieder der Familie so sein kann. Da geht es um den Zusammenhalt der Generationen, um das Schlichten von Konflikten und natürlich um die großen Feste und Feiern im Laufe eines Jahres. Wenn man davon spricht, dass ein Mensch das „mit voller Hingabe“ macht, dann klingt da auch etwas von Opferbereitschaft mit. Das alles geht wohl nicht ohne einen Einsatz, bei dem man selbst nicht unbedingt im Mittelpunkt steht.
Für die Religionen ist die Familie ganz wichtig. Sie ist nicht nur die Keimzelle der Gesellschaft, sondern auch der Religion. Das, was Glaube und Gottesbeziehung betrifft, erfährt ein Mensch zuerst in der Familie – so jedenfalls das Idealbild. Dass es heute auch andere Formen von Familie gibt als das Modell „Vater-Mutter-Kind“, ist kein Unglück, sondern eine Bereicherung – auch für die Religionen.
Die sogenannte „Heilige Familie“, der drei-Personen-Haushalt von Jesus, Maria und Josef, ist nicht deshalb „heilig“, weil alles glatt und harmonisch abgelaufen wäre. Heilig ist sie durch die Tatsache, dass Jesus, der Sohn Gottes, in eine Familie hineingeboren wurde und dieses „Beziehungsmodell“ zur Grundlage seiner Gemeinschaft von Frauen und Männern gemacht hat, die sich gerne mit „Schwester“ und „Bruder“ anreden.
Jesus war aber kein Familienmensch in dem Sinne von „Family first“. In der Bibel wird mehrfach von Ausbruchsversuchen aus einem wohl zu eng gewordenen Kreis berichtet. Seine Mutter und seine Brüder suchen ihn voller Sorgen. Sie finden ihn schließlich in einer großen Gruppe von Leuten, zu denen er spricht. Sie lassen ihn herausrufe. Doch seine Antwort ist: „Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ So berichtet es der Evangelist Markus. (Mk 3, 33-35)
Damit erteilt er seiner Familie keine Abfuhr. Er bricht nicht mit ihr. Er tut die Erfahrungen, die er hier gemacht hat nicht einfach ab. Ich meine, er nutzt sie vielmehr als Grundlage einer neuen Gemeinschaft, die sich wie eine Familie verhält, ohne sich in enge elitäre Grenzen eines Clans einzuschließen. Offenheit und Weite sind wichtige Kennzeichen. Die Bereitschaft, den Willen Gottes zu tun, macht die Zugehörigkeit zu dieser Familie aus.
„Wir müssen uns stärker bewusst machen, dass wir eine einzige Menschheitsfamilie sind“, schreibt Papst Franziskus in seiner Umweltenzyklika „Laudato si’“ (Nr. 52) Als Mitglied der Familie Jesu werde ich versuchen, meinen Beitrag zu leisten für diese Menschheitsfamilie, für Zusammenhalt und Wohlergehen.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
13. Juni 2021 | Foto: © Nehk 2021 / Musik: jamendo.com
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