… hier unten leuchten wir
Sankt Martin bringt das Licht. Die fratzenhafte Kürbiskopflaterne von Halloween weicht seinen freundlichen, bunten und beruhigendem Licht. „Ich geh’ mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Da oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir.“ Kindheitserinnerungen. Und auch heute immer wieder schöne Erfahrungen, für Kinder bei den Laternenumzügen am 11.11., dem Martinstag.
Der heilige Martin eröffnet den Reigen der Lichtriten, die die Zeit bis zur Wintersonnenwende am 21. Dezember, bis zum Weihnachtsfest am 25. Dezember begleiten. Es wird der Adventskranz mit seinen vier Kerzen dazukommen. Die heilige Luzia – am 13. Dezember – trägt einen Kranz von Kerzen auf dem Kopf – eine Heilige, die besonders in Schweden verehrt wird. Die „Rorate-Messen“ zu Ehren der Gottesmutter, werden in den frühen Morgenstunden in aller Dunkelheit in einer nur von Kerzenschein beleuchteten Kirche gefeiert. Man darf durchaus auch das Chanukka-Fest unserer jüdischen Schwestern und Brüder in diese Reihe von Luzernar-Riten aufnehmen. Zur freudigen Erinnerung an die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem (164 v.Chr.) wird an acht Tagen hintereinander eine Kerze an einen achtarmigen Leuchter entzündet. Und auf jeden Fall gehören auch die privaten Fensterbeleuchtungen dazu. Vom Lichterbogen aus dem Erzgebirge bis hin zur bunt blinkenden LED-Kette.
In einem eigenartigen Gegensatz zu diesem sich ausbreitenden Lichterglanz stehen die biblischen Lesungen in den Wochen vor dem Advent. Hier wird es erst einmal dunkel und bedrohlich. Apokalyptische Bilder werden gemalt: „Dann kommt eine Zeit der Not, wie noch keine da war,…“, verheißt das Buch Daniel (12, 1). Und der Evangelist Markus überliefert diese Worte Jesu: „In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen …“ (Mk 13, 24) Wann dies geschehen wird, weiß keiner, „nur der Vater“.
Seinen Jüngerinnen und Jüngern aber verheißt er eine Beständigkeit, eine Verlässlichkeit in dieser Zeit endzeitlicher Erfahrungen: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (V 31) Eine Verbindung zwischen Wort und Licht finde ich im Johannes-Evangelium, gleich im ersten Kapitel. Jesus selbst ist das Wort, das Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat. Und: „In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“ (Joh 1, 4) Wenn die Worte Jesu nicht vergehen, dann haben also Leben und Licht Bestand, nicht Dunkelheit und Untergang.
Mit Sankt Martin kommt das Licht. Vielleicht spricht das alttestamentliche Buch Daniel schon von ihm: „Die Verständigen werden glänzen wie der Glanz der Himmelsfeste und die Männer, die viele zum rechten Tun geführt haben, wie die Sterne für immer und ewig.“ (Dan 12, 3)
Da oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir. So wäre es gut.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
14. November 2021 | Foto: ©superbass_cc-by-sa_wikimedia_pfarrbriefservice / Musik: jamendo.com
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