Advent - der Rettungsweg
Zum 2. Advent
Der moderne Mensch ist mobil. Immer unterwegs. Immer auf Reisen. Große Entfernungen sind kein Problem für ihn. Es wird „Langstrecke“ geflogen. Zur Arbeit wird gependelt, am Wochenende reist man mit dem Sparticket der Bahn quer durch Deutschland. So treffen den mobilen Menschen vor allen Dingen Störungen in den Bereichen der Fortbewegung besonders hart. Lockführer- und Pilotenstreik zum Beispiel – eine harte Zeit für alle, die sich auf den Weg machen wollen oder müssen. Und das Alter wird zu einem Problem. Wenn die müden Knochen nicht mehr so wollen, die Beine einen nicht mehr tragen, die Macht über den Körper nachlässt. Da hilft dann aber noch der Rollstuhl und der Rollator – zum Glück.
Unterwegs sein, sich auf den Weg machen, Aufbrechen zu neuen Ufern und auf Schusters Rappen Land gewinnen – das war schon immer Segen und Fluch der Menschheit. So ist auch die Bibel voll von solchen Weggeschichten. Das fängt mit dem Weg aus dem Paradies in die harte Wirklichkeit des Lebens an. Für das Volk Israel wird der Weg zur alles entscheidenden Erfahrung der Freiheit und der Zuwendung Gottes. Der Fluchtweg aus der Knechtschaft des Pharao durch das Meer in die Wüste. 40 Jahre Wegstrecke. Ein Nomadenleben. Nie zu Hause wo man gerade ist. Der Weg in das Land der Verheißung wird zur Zerreißprobe des Verhältnisses des Volkes zu seinem Gott Jahwe.
Jesus warnt die Leute, vor dem breiten Weg, der so leicht scheint, so bequem: „Das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit und viele gehen auf ihm.“ (Mt 7,13) Der Weg aber, der zum Leben führt ist schmal. Nicht viele finden ihn.
Der Weg ist auch ein Thema im Advent. Aber hier wird nicht so sehr der Aufbruch von mir gefordert. Nicht, dass ich dem Frieden und dem Heil hinterherjage, wie einem Siegespreis (vgl. Phil 3,14). Ich suche in dieser Zeit nicht den Notausgang aus diesem Jammertal. Nein, ich halte den Rettungsweg frei. Das ist die Aufgabe im Advent. Ich bereite einen Weg.
Jesaja, der große Prediger des Advent sagt es, ruft es mir zu: „Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der Steppe eine ebene Straße für unseren Gott! Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben.“ (Jes 40, 3-4) Das ist das Geschenk Gottes. Er selbst macht sich auf den Weg. Er wird mobil. „Seht, Gott der Herr, kommt mit Macht, er herrscht mit starkem Arm. Seht, er bringt seinen Siegespreis mit.“ (Jes 40, 10)
So haben die Menschen schon lange den Advent gedeutet. Er ist nicht zum Davonlaufen, sondern zum Bleiben da – wartendes Bleiben. Bleiben, das Räume öffnet und Hindernisse wegschafft. Bleiben, das mich empfänglich macht und Gott an mich heranlässt. Ich bin hier mit Gott verabredet zu dieser Zeit und an diesem Ort. Zu keiner anderen Zeit und an keinem anderen Ort. Deswegen will ich zuerst zu mir kommen, in der Ruhe, in der Besinnlichkeit. Ich will ganz da sein, damit wir uns nicht verpassen.
Der adventliche Weg ist mein Rettungsweg, ganz persönlich, ganz auf mich ausgerichtet. Zielführend für Gott. „Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist.“ (Gotteslob 218)
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2014 Musik: privat
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