Allein in der Wüste
Erster Fastensonntag
Am Beginn der Fastenzeit steht der einzelne Mensch im Mittelpunkt. So hat das schon am Aschermittwoch begonnen. Die gesegnete Asche wurde nicht mit vollen Händen über die Gläubigen verstreut, nein, es war ein sehr individuelles Ereignis. Jeder Einzelne trat heran, um sein persönliches Aschenkreuz zu empfangen: Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staube zurückkehren wirst.
Jesus ist allein in der Wüste - mutterseelenallein. Gleich nach seiner Taufe im Jordan hat er sich dorthin zurückgezogen. "Erfüllt vom Heiligen Geist, verließ Jesus die Jordangegend. Darauf führte ihn der Geist vierzig Tage lang in der Wüste umher." (Lk 4, 1) So berichtet es der Evangelist Lukas. Die ganze Zeit aß er nichts. Es verwundert nicht, wenn Lukas feststellt, dass Jesus Hunger hatte. Nun tritt der Versucher, der Teufel an ihn heran. Wird er mit dem körperlich geschwächten Jesus leichtes Spiel haben? Wenn er Hunger hat, dann kann er doch aus Steinen Brot machen, redet der Teufel ihm ein. Jesus kontert: Der Mensch lebt nicht nur vom Brot. Der Versucher lässt nicht locker. Er stellt ihn auf den Tempel in Jerusalem. Gott hat doch gesagt, er wird dich behüten. Seine Engel werden dich auffangen. Also, nur zu, stürz dich hinab. Jesus kontert wieder mit einem Schriftwort: Es steht geschrieben, du sollst Gott nicht auf die Probe stellen. Der Teufel unternimmt einen letzten Versuch. Er führt ihn auf einen hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche dieser Welt und verspricht ihm alle Macht. Voraussetzung: Jesus muss niederfallen und ihn anbeten. Ein letztes Mal kontert Jesus: Du sollst allein vor Gott niederfallen und ihn allein anbeten. Der Versucher gibt auf - einstweilen.
Das vierzigtägige Fasten mag Jesus körperlich arg mitgenommen haben, umso stärker und klarer ist aber sein Geist geworden. Der Versucher setzt bei den Schwächen jedes Einzelnen an, die in der Öffentlichkeit vielleicht gar nicht bekannt sind. Die keiner kennt als ich alleine. Die Unübersichtlichkeit des Lebens lässt einen aber oft selbst den Blick für die eigenen Schwächen abhanden kommen. Wie oft hat mir der Geist schon geraten, in die Wüste zu gehen, in der mich nichts von mir selbst ablenkt? Das Fasten würde mir meine Schwächen klar machen, und damit auch die Ansatzpunkte für Versuchungen.
Die dreifache Versuchung Jesu gibt mir Anhaltspunkte für eine Versuchungs-Checkliste:
• Mach aus Steinen Brot! Da ist die Frage nach meinen Verhältnis zu den materiellen Dingen, die Frage nach dem Haben-wollen. Was brauche ich wirklich? Was ist für mich wichtiger als Besitz?
• Stürz dich in die Tiefe! Hier taucht die Frage nach dem Umgang mit meinem eigenen Leben, meinem Körper, meiner Gesundheit auf. Lebe ich riskant? Immer am Limit?
• Ich gebe dir alle Macht! Meine Rolle im Zusammenleben mit den Anderen ist angefragt und mein Selbstbewußtsein. Wie viel Anerkennung brauche ich und wie viel teile ich mit? Ist Macht für mich ein Problem?
Jesus hatte in jeder Versuchung ein wichtiges Gegenargument. Werde auch ich welche finden?
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Gerhard-Prantl_pixelio.de
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