Aschenbunt
Fastenzeit I.
Unterschiedlicher können die Bilder nicht sein. Aschgrau das eine, kunterbunt das andere. Das eine bedrückend, das andere beglückend. Auf der einen Seite ein erhobener Zeigefinder, eine offene, einladende Hand auf der anderen. Aschenkreuz und Regenbogen. Zwei Bilder, mit denen die österliche Bußzeit begonnen hat.
Mit dem Aschermittwoch haben viele Menschen die Vorbereitungszeit auf das Osterfest begonnen. Ganz bewusst haben sie sich in den Gottesdiensten ein Kreuz aus Asche auf die Stirn zeichnen lassen. „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staube zurückkehren wirst“, wurde ihn dabei gesagt. Schau auf dein Leben, betrachte, was es ausmacht. Es hat einen Anfang und es hat ein Ende. Dein Leben ist eine kurze Wegstrecke in der langen Menschheitsgeschichte. Das Aschenkreuz ist eine Mahnung bewusst zu leben, das heißt bewusst zu handeln. Alles, was ich tue, hat eine Auswirkung: auf meinen Körper, auf meine Seele, auf andere Menschen, auf mein soziales Umfeld, auf die Welt in der ich lebe, ja auf die ganze Schöpfung.
Es ist eine Frage nach meinem Verantwortungsbewusstsein für all das. Obwohl mein Leben auf ganze gesehen in einem sehr begrenzten Raum und einer nur kleinen Zeitspanne stattfindet, ist es doch von Bedeutung. Obwohl es „aus Staube kommt“ und am Ende „zum Staube zurückkehrt“, ist es nicht gleichgütig, wie ich mein Leben gestalte. Es fällt mir nicht leicht, diese Dinge zu betrachten und anzunehmen, weil es auch immer etwas mit dem Eingestehen von Fehlern und dem Aufgeben von bequemen Positionen zu tun hat.
Aber dass dieses Aschenkreuz am Beginn der Fastenzeit etwas mit neuer Lebensfreude zu tun hat, dass vermittelt mir das zweite Bild: der Regenbogen. Gott hat ihn an den Himmel gezeichnet, als ein Zeichen des Lebens. Am Ende der Sintflut, als all die Regenwolken sich verzogen hatten, als nur Noah, seine Familie und die Lebewesen ich der Arche überlebt hatten, da hat Gott gesagt: „Ich habe meinen Bund mit euch geschlossen: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben. Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde.“ (Gen 9,11.13)
Wenn es um Versagen und Schuld der Menschen geht, dann wird das von Gottes Seite nicht mehr mit harter Bestrafung und mit Vernichtung beantwortet. Gott will einen anderen Weg gehen, der dem Menschen immer wieder eine Perspektive eröffnet. So wie ein schöner Regenbogen in seinem bunten Farbenspiel das Licht der Sonne nach einem Unwetter ankündigt, so soll die Freude am Leben über die Finsternis der Sünde siegen. Das Grau der Asche wird überstahlt von den vielen Farben des Lebens. Die vernichtenden Fluten werden zum lebensrettenden Wasser der Taufe.
Das ist der Weg Gottes: So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn -, ich habe kein Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt. (Ez 33,11)
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2012 / Musik: jamendo.com
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