Auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut
Ein Dogma wird sechzig Jahre alt. Am 1. November 1950 verkündete Papst Pius XII.: Die Gottesmutter Maria ist nach Ablauf ihres irdischen Lebensweges mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden. Daran gibt es keinen Zweifel. Das ist der feste Glaube der Kirche.
Diese verbindliche Feststellung des obersten kirchlichen Lehramtes hat Aufsehen erregt. Nicht so sehr der Inhalt, vielmehr die Tatsache selbst. Pius XII. war der erste Papst, der nach der 1870 verkündeten Unfehlbarkeit des päpstlichen Lehramtes eine Glaubenslehre als ein für alle mal wahr verkündet hat. Pius war bisher der einzige. Weder einer seiner Vorgänger, noch einer seiner Nachfolger hat von dem Anspruch unfehlbarer Festlegungen von Glaubenslehren Gebrauch gemacht.
Die Lehre von der Unfehlbarkeit der Päpste hat der Kirche viele Auseinandersetzungen eingebracht. Aus Protest gegen dieses Dogma hat sich die Altkatholische Kirche gegründet. Und bis heute hält die Diskussion an und flammt immer wieder auf, wenn Rom etwas feststellt, was nicht ganz populär ist. Aber nicht jedes Wort, das vom Vatikan veröffentlicht wird, ist unfehlbar richtig und endgültig.
Als 1950 das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel verkündet wurde, wurde eigentlich nichts Neues gesagt. Schon längst war das der Glaube der Menschen. Die Frömmigkeit der Leute hatte Maria schon längst einen festen im Himmel an der Seite ihres Sohnes gegeben – auch mit ausdrücklicher Genehmigung der kirchlichen Obrigkeit. Denn nichts anderes hätte man sich vorstellen können, als dass Jesus seine Mutter ohne hin und her, ohne wenn und aber, ohne Prüfung und Gericht zu sich nimmt. Das wird in der Begründung des Glaubenssatzes auch ausdrücklich festgehalten: Der Glaubenssinn des christlichen Volkes hat in Liedern und Gebeten, wie zum Beispiel dem Rosenkranz, schon lange die Aufnahme der Allerseligsten Jungfrau in den Himmel betrachtet.
Am 15. August feiert die katholische Kirche das Hochfest Mariä Himmelfahrt. Die Person, um die es geht, ist so einfach und so natürlich. All das lehramtliche Ringen um ihre theologische und heilsgeschichtliche Bedeutung würde sie gar nicht verstehen. Sie hat Ja gesagt zu einer Berufung, die für sie zeitlebens ein Geheimnis geblieben ist. Sie hat zu ihrem Sohn gestanden, zu jeder Zeit und in jeder Situation. Sie war seine Mutter. Das reicht an Würde.
Und doch findet man in der Bibel einen Gesang, in dem diese einfache Frau ihre Erwählung durch Gott preist. Den Lobgesang der Maria, das Magnificat. Der Evangelist Lukas überliefert es (Lk 1, 46-55). Sie stellt sich dazu nicht auf einen Marktplatz oder einen Tempel. Nur ihre Cousine Elisabeth, die Mutter von Johannes dem Täufer, hört diese Gedanken.
Es ist der Ausdruck ihrer Verwunderung. Und es ist die Gewissheit, dass sie mit ihrer Treue zu Gott den Menschen etwas Gutes tut:
Meine Seele preist voll Freude den Herrn,
mein Geist ist voll Jubel über Gott, meinen Retter.
Denn er hat gnädig auf seine arme Magd geschaut.
Von nun an preisen alle Geschlechter mich glücklich.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk
Sie möchten unsere Arbeit unterstützen?
Um unseren Hospizbewohnern bis zuletzt ein Leben in Würde ermöglichen zu können, aber auch für den ambulanten Dienst und die Trauerbegleitung benötigen wir Ihre Spende. – Herzlichen Dank.
Unser Spendenkonto
Darlehnskasse Münster
IBAN: DE30 4006 0265 0002 2226 00
BIC: GENODEM1DKM
... oder spenden Sie hier:
Sie haben Fragen?
Ihr Ansprechpartner:
Ludger Prinz
Geschäftsführung
Telefon: 0251 9337-626
info@johannes-hospiz.de
Philomena Brinkbäumer
Leitung Öffentlichkeitsarbeit │ Fundraising
Telefon: 0251 37409325
p.brinkbaeumer@johannes-hospiz.de