Aufgeben und gewinnen
Es gibt ein Davor und es gibt ein Danach. Es gibt ein Damals und es gibt ein Heute. Es gibt das Vergangene und das Gegenwärtige. Das Leben verändert sich. Mal stetig und geplant. Da liegt es in meiner Macht, die Veränderungen zu steuern und zu kontrollieren. Und dann gibt es Veränderungen, die sind wie ein Schlag ins Kontor. Da ist mit einem Male alles anders. Nichts wird mehr so sein, wie es davor war. Krankheiten sind solche Schicksalsschläge. Da geht die Ehe in die Brüche. Die Firma macht pleite und er Arbeitsplatz ist weg. Und schließlich ist da der Tod, der mächtige Veränderer des Lebens.
Es wäre aber nicht auszuhalten, wenn es nur Wenden zum Schlechten gäbe. Früher war alles besser. Eine solche Haltung verdirbt jede Freude an der Gegenwart und trübt meinen Blick in die Zukunft. Es gibt doch aber Entwicklungen in meinem Leben, mit denen ich zufrieden bin. Für die ich dankbar bin. Und da gibt es auch Ereignisse, die einen deutlichen Unterschied zwischen dem Davor und dem Danach markieren. Nicht als Fluch, sondern als Segen und als Gewinn.
Der Apostel Paulus beschreibt eine solche Erfahrung(Phil 3,8-14). Es ist eine Erkenntnis, die er gewonnen hat, und die alles, was er davor bedacht und für wichtig erachtet hat, in den Schatten stellt. Ja, sogar wertlos macht. Er schreibt in seinem Brief an die Philipper: “Ich sehe alles als Verlust an, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, alles übertrifft. Seinetwegen habe ich alles aufgegeben und halte es für Unrat, um Christus zu gewinnen und in ihm zu sein.“ Er beklagt nicht den Verlust dessen, was davor war. Er beklagt die Zeit und die Energie, die er hineingesteckt hat.
Paulus trifft seine Entscheidung. Die „Erkenntnis Christi Jesu“ kann nicht eine unter vielen sein. Sie kann auch nicht nur eine Etappe auf dem Weg zu noch höherer Erkenntnis sein. Nein, sie übertrifft alles. Paulus wird hier gewissermaßen zu dem Kaufmann, von dem Jesus in einem Gleichnis über das Himmelreich (Mt 13, 44-46) spricht. Der Kaufmann, der seinen ganzen Besitz einsetzt, um diese besonders wertvolle Perle zu besitzen.
Es ist kein leichter Weg, konsequent zu sein. Aber es ist ein Weg, der die Mühe lohnt. Auch wenn er, wie Paulus schreibt, vom Leiden Christi und seinem Tod geprägt ist, ermutigt ihn die Macht der Auferstehung Christ und die Hoffnung auch „zur Auferstehung der Toten zu gelangen“.
Wendepunkte und Bruchstellen meines Lebens, Schicksalsschläge und Erfahrungen höchsten Glückseligkeit und tiefster Erkenntnis haben immer eine Botschaft für mein Leben. Sie markierten immer ein Davor und ein Danach. Paulus ist da für mich wie ein Lehrmeister: Höre auf diese Botschaft, sagt er mir. Mache sie zu einem Gewinn, einem Segen für dein Leben. Es wird sich vielleicht nicht Knall auf Fall etwas verrändern, aber es eröffnet sich ein Weg, der Schritt für Schritt gegangen werden will. Ich bekomme nicht plötzlich Flügel, aber die Botschaft macht mir Beine. Paulus schreibt: „Schwestern und Brüder, ich bilde mir nicht ein, dass ich es schon ergriffen hätte. Eines aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist. Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung, die Gott uns in Christus Jesus schenkt.“
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: Gabi-Huckelmann_pixelio.de
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