Augen auf!
Fortschritt in der Fastenzeit
Mach doch die Augen auf! Ein mahnender Ruf, wenn jemand eine Gefahrenstelle nicht sieht. Wenn jemand eine Situation vollkommen falsch einschätzt. Mach doch die Augen auf! Eine Einladung, all das, was mich umgibt mit wachen Sinnen wahrzunehmen – das Schöne, das Gefährliche, die Vielfalt und die Einfalt. Die Augen spielen offenbar eine große Rolle dabei. Einsicht hat etwas mit Sehen zu tun. In einer Erkenntnis mache ich mich mit etwas vertraut, zu dem ich zuvor einen Einblick bekommen habe.
Jesus heilt Blinde. Am bekanntesten ist wohl der blinde Bettler Bartimäus, den Jesus vor den Toren Jerichos heilt. (Mk 19,46 ff) Er darf in keiner Kinderbibel fehlen. Eine sehr lange und ausführlich dargestellt Blindenheilung liefert der Evangelist Johannes in der Erzählung über die „Heilung des Blindgeborenen“ (Joh 9) Es ist eine Diskussion um Krankheit als Folge der Sünde, um die göttliche Vollmacht Jesu, um die Vorbehalte der Pharisäer – doch letztlich geht es um die Tatsache: Der Mann kann wieder sehen, die Zusammenhänge seines Lebens erkennen und zum Glauben kommen.
Das ist der Sinn dieser Heilungsgeschichten. Mach doch die Augen auf und betrachte die Zusammenhänge deines Lebens. Genau das ist die Einladung des Aschermittwochs: Gedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staube zurückkehren wirst.
Man sagt, dass man auf seinen bisherigen Lebensweg zurückschaut und Ausschau hält, was die Zukunft bringen wird. Im religiösen Zusammenhang ist das immer auch eine Frage nach meiner Gottesbeziehung. Wie hat er mich bisher getragen? Was sind meine Bitten und Erwartungen an ihn in der Zeit, die mir gegeben ist?
Eine Entfaltung dieses Gedankens bietet der Apostel Paulus in seinem Brief an die Epheser. Sehen, das ist das Licht. „Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr durch den Herrn Licht geworden. Lebt als Kinder des Lichts!“ (Eph 5, 8) Wer sehen kann, wer im Licht ist, der erkennt und weiß was für das Leben gut ist: Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. (V 9)
Es geht Paulus also nicht allein um eine nach innen gewendete Betrachtung des Lebens. Es geht sehr wohl um die äußeren Zusammenhänge und Bedingungen: Prüft, was dem Herrn gefällt und deckt die Werke der Finsternis auf. (V 10f) Mein christlicher Glaube stellt mich also immer auch in die Öffentlichkeit und in die Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen des Lebens.
Was heißt das eigentlich, als „Kind des Lichtes“ zu leben in der gegenwärtigen Situation einer lebensbedrohenden Pandemie durch das Corona-Virus? Mach doch die Augen auf! Vielleicht ist es die „Wahrheit“ , die jetzt als Frucht des Lichts im Mittelpunkt stehen sollte. Nichts beschönigen, nichts verharmlosen, nichts verdrängen. Die Wahrheit tun, also das tun, was geboten und notwendig ist, was ich tun kann und muss.
Jesus sagt: „Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.“ (Joh 3, 21) Das lese ich im Johannesevangelium. Dieses Wort ermutigt mich.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2020 / Musik: privat
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