Aus dem anderen geboren
Ich kann in keiner anderen Welt leben, als in dieser. Sie ist der Boden auf dem ich stehe. Ich atme die Luft, die sie umgibt. Und ich ernähre mich von den Früchten, die auf ihr wachsen. Ich gehöre zu dieser Welt und sie gehört zu mir. In der Sprache der Menschen ist die Welt auch ein Bild für die Realität schlechthin. Traditionen, Werte, Beziehungen in der Gesellschaft, all das ist "die Welt von heute". Am deutlichsten wird das, wenn man von einem Menschen sagt, er sei nicht von dieser Welt. Er komme von einem anderen Stern. Dann nämlich hat er keinen Blick für die Realität, hat Ideen oder Ansichten, die nicht in diese Welt und diese Zeit passen.
Es hat lange gebraucht, bis Menschen mit dem "ganz anderen Blick auf die Dinge" nicht mehr belächelt oder sogar beschimpft wurden. Alternative werden heute durchaus ernst genommen, weil das Althergebrachte und Etablierte auf viele Fragen und Herausfordernden der Zukunft keine Antworten mehr hat. Es gibt eben nicht immer nur den einen Weg, sondern auch den anderen – die Alternative, die aus einem anderen Blick auf die Dinge heraus geboren wird.
Dieser andere Blick auf die Dinge ist nach biblischem Zeugnis ein ausgesprochen christlicher Weg: "Gleicht euch nicht dieser Welt an", schreibt der Apostel Paulus an die Römer (Röm 12,2). Schwimmt nicht mit der Masse und geht nicht auf den breiten und bequemen Wegen. Es stimmt: viele Dinge dieser Welt sind noch von christlicher Tradition bestimmt und werden von Werten des Glaubens geprägt. Aber darauf kann man sich nicht mehr verlassen. Und schon gar nicht darauf, dass andere schon dafür sorgen werden, dass die Bedeutung der jüdisch-christlichen Wurzeln unserer Gesellschaft Bestand haben wird. Für Paulus ist es immer nötig, dass Christen die Dinge nicht einfach übernehmen, sondern sie prüfen, ändern und erneuern: "Wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist."
Als Christ kann ich mir also durchaus mal den Vorwurf gefallen lassen, ich sei nicht von dieser Welt. Eben deshalb, weil diese Welt mich nicht überzeugt und mir nichts bietet. Wenn ich die Welt von Gott her denke und gestalte, dann haben viele Dinge keinen Platz, die jetzt noch diese Welt bestimmen. "Alternativ“ kann man auch übersetzten mit "aus dem anderen geboren sein". Und das ist ist ja meine christliche Grundüberzeugung, dass ich "aus Gott geboren" (Joh 1, 13) und damit ohnehin schon eine Alternative bin.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Dieter Schütz pixelio.de, Musik: jamendo.com
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