Binsenweisheit
Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Das ist doch eine Binsenweisheit. Sie sagt nichts Neues sondern etwas Selbstverständliches. Kein gesunder Mensch würde zum Arzt gehen, es sei denn, er ist ein Hypochonder und deutet jeden Schnupfen als Anzeichen einer schweren Erkrankung. Und kein Arzt würde ernsthaft seine wertvolle Zeit mit der Behandlung eines gesunden Menschen vertun. Eigentlich müsste man über diese Binsenweisheit nicht mehr viele Worte verlieren, wenn sie nicht in der Bibel stünde und mir etwas Wichtiges über Gott sagen würde. Es geht um die Frage: Was will dieser Gott eigentlich?
Es ist ja noch nicht lange her, da haben die Menschen in den Weihnachtsliedern von dem göttlichen Kind gesungen, dass er der Messias sei und der Erlöser. Er wird Sohn des Höchsten heißen. Und was haben wir bekommen? Einen der sich immer wieder mit den frömmsten Leuten anlegt und der den Vertretern der Religion nur Ärger und Stress macht. Einen, der Umgang mit Leuten pflegt, die nicht zur feinen bürgerlichen Gesellschaft gehören. Wie kann der sich nur mit solchen Leuten abgeben, fragt diese Gesellschaft sich. Mit Sündern, die die Gebote nicht halten. Mit Dirnen, die – naja sie wissen schon. Mit den unbeliebten Zöllnern. Also, so haben wir uns den Messias ja nicht vorgestellt.
Der Evangelist Markus überliefert eine solch naserümpfende Bemerkung: „Als die Schriftgelehrten sahen, dass er mit Zöllnern und Sündern aß, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann er zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Jesus hörte es und sagte zu ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.“ (Mk 2, 16f)
Die Antwort Jesu, diese Binsenweisheit, sagt mir etwas über das Programm Gottes. Er muss den Gerechten nicht sagen, dass es toll ist, dass sie gerecht sind. Und den Frommen muss er nicht sagen, wie schön er es findet, dass sie fromm sind. Das wissen die selbst und werden auch gerecht und fromm bleiben, wenn Gott nicht zuerst ihnen seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt. Die gilt all denen, die im Leben und mit dem Herzen weit weg von Gott zu sein scheinen. Die aufgehört haben noch Gott zu suchen, weil sie bei ihm nicht das finden, was ihrem Leben einen Sinn geben könnte. Die vor Gott geflohen sind, weil die Religion ihnen die Luft zum Atmen genommen hat. Die aufgehört haben dazu gehören zu wollen, weil sie immer wieder gespürt haben, dass man sie nicht dazu gehören lassen will.
Und Jesus wartet nicht bis die kommen, reumütig und bußfertig. Er geht zu ihnen, nimmt an ihrem Leben teil und respektiert ihren Lebensstil. Das ist nichts Großartiges und nichts Spektakuläres, banal vielleicht so wie die Binsenweisheit „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Dieter Schütz/pixelio.de / Musik: jamendo.com
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