Blühe auf!
2. Advent
Kerzen und Tannenzweige sind noch immer die Favoriten der adventlichen Dekoration. Sehr beliebt sind auch die Christsterne oder Weihnachtssterne mit ihren leuchtend roten Blütenblättern. Seit einigen Jahren ist die Amaryllis im Kommen. Ihre großen, tiefroten oder weißen Blüten vermitteln das Gefühl üppiger Feierlichkeit.
Seit gestern wird bei manch einem ein dürrer Zweig in der Adventsdekoration zu sehen sein. Nichts an ihm ist feierlich oder erhebend. Nackt und kahl sieht er aus, als sein er der kümmerliche Rest eines Straußes mit herbstlich bunten Blättern. Aber abwarten. In ihm steckt Kraft. Die Zweige werden von einem Obstbaum oder einem Forsythien-Strauch abgeschnitten. Nach ein paar Tagen in meinem warmen Zimmer werden sie kleine Knospen ansetzen. Dann werden sie austreiben und grüne Blätter bekommen. Schließlich werden sie zu blühen beginnen. Wenn alles gut geht, genau zum Weihnachtsfest.
Vielen wird dieser Brauch der „Barbarazweige“, die man am 4. Dezember schneidet, bekannt sein. Er geht zurück auf eine Legende aus dem Leben der heiligen Barbara. Sie wurde vermutlich am 4. Dezember 306 wegen ihres christlichen Glaubens umgebracht. Und genau Heiligen Abend soll dann auf ihrem Grab ein Zweig in voller Blüte gestanden haben. Es gibt diese Legende in vielen Varianten und mit noch mehr Deutungen.
Es ist erstaunlich, wie sich dieses Brauchtum hält. Kerzen, Tannengrün, blühende Pflanzen - wohl zu keiner Jahreszeit holen sich Menschen so viel Leben ins Haus, wie gerade in der Zeit vor Weihnachten. Natürlich ist das auch ein Kontrastprogramm zu der in Winterstarre gefallenen Natur draußen, vor der Tür. Man muss gar nicht einmal Christ sein, um das gut zu finden. Vielleicht ist es etwas, was als ein tiefes Verlangen in jedem Menschen steckt. Feuer, das lebendige Licht, blühendes Leben, üppiges Grün – die Zeit der Dunkelheit soll überbrückt werden. Es ist die Hoffnung, dass das Leben nicht zum Erliegen kommt.
Und genau mit einem solchen Bild wird dem Volk Israel die Ankunft des Messias, des Erlösers verheißen: „An jenem Tag wächst aus dem Baumstumpf Isais ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.“ (Jes 11,1) Dieser kleine, unscheinbare Trieb aus einer fast schon abgestorbenen Wurzel – er bringt die entscheidende Wende. So verkündet es der Prophet Jesaja dem verzagten Volk. Er verschafft ihm Friede und Gerechtigkeit. Die ganze Hoffnung ruht auf ihm. Und so wird er sich für die Menschen einsetzen: „Er richtet die Hilflosen gerecht und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist.“ (Jes 11, 4). Gerechtigkeit blüht auf in seinen Tagen und Friede ohne Ende. Die christliche Adventszeit hat ihre Wurzeln in dieser Verheißung des Jesaja an das Volk Israel. Der „Spross aus der Wurzel Isais“ ist unsere gemeinsame Zuversicht.
Auch das ist eine Deutung der Barbara-Zweige. Mit dem Fest der Geburt Christi sollen wieder neu die Gerechtigkeit und der Friede aufblühen. So werden diese Zweige zu einem Zeichen der wachsenden Hoffnung. Vielleicht sogar zu einem stillen Gebet.
Lutz R. Nehk
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Foto: © paul-adam_pixelio.de - Musik: musopen.org
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