Bote und Wegbegleiter
Eine Meditation über die Engel
Abends, wenn ich schlafen geh,
Vierzehn Engel um mich stehn:
Zwei zu meinen Häupten,
Zwei zu meinen Füßen,
Zwei zu meiner Rechten,
Zwei zu meiner Linken,
Zweie, die mich decken,
Zweie, die mich wecken,
Zweie, die mich weisen,
Zu Himmels Paradeisen.
Hört sich vielleicht etwas kitschig an, ist aber irgendwie Weltliteratur. Bekannt geworden als „Abendgebet“ in der Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck. Egal ob kitschig oder nicht, Engel sind an Beliebtheit kaum zu übertreffen. Sie begleiten Menschen durch das Leben und darüber hinaus. Sie schmücken als verspielte Gefährten Kindergräber und wachen als imposante und ernste Gestalten an den Gräbern der Erwachsenen. Sie, die Wesen mit den Flügeln, beflügeln die Phantasie der Menschen wie kaum ein anderes Wesen. Selbst atheistischen Staaten ist es nicht gelungen, sie aus der Welt zu vertreiben und ihre jenseitig-göttliche Botschaft zum Schweigen zu bringen.
Wie ein roter Fanden durchziehen die Engel die Bibel - das Alte Testament ebenso wie das Neue. Sie bewachen als Kerubim den Eingang zum Paradies (vgl. Gen 3, 24) und stehen am Ende, in der Offenbarung des Johannes, als Zeugen für Jesus, den „strahlenden Morgenstern“ (vgl. Off 22, 16).
Was ist es aber, das die Menschen so sehr auf die Engel vertrauen lässt, das sie an ihnen so interessant finden? Vielleicht dies: Jeder hat seinen Engel. Jeder hat seinen Engel, der nur für ihn da ist. Er ist sozusagen die personifizierte individuelle Zuwendung Gottes zu jedem Menschen. Gewiss, Gott ist allmächtig und allgegenwärtig. Er ist an jedem Ort und zu jeder Zeit. Doch es fällt dem Menschen schwer, sich einen Gott vorzustellen, der seine Kraft und seine Aufmerksamkeit milliardenfach aufteilt, um jedem seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Dafür hat Gott nun die Engel eingesetzt. „Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt; du schreitest über Löwen und Nattern, trittst auf Löwen und Drachen.“ - heißt es im Psalm 91. (Ps 91, 11-13)
Schutzengel nennen die Menschen ihn, den Engel, den Gott jedem an die Seite gestellt hat. Er ist aber kein stummer Weggefährte. Das würde seinem Namen nicht gerecht werden, denn Engel heißt „Bote“. So hat der Engel auch eine Botschaft Gottes für mein Leben. So lese ich in der Bibel über die göttlichen Boten: „Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich bestimmt habe. Achte auf ihn, und hör auf seine Stimme! In ihm ist mein Name gegenwärtig.“ (Ex 23, 20-21) So wird es dem Volk Israel gesagt und so wird es jedem einzelnen gesagt: Dein Leben hat die Freuden und die Sorgen des Weges. Hier ist der Engel Gottes mit dir. Und dein Leben hat ein Ziel. Bei Humperdinck heißt es: „Zweie, die mich weisen, zu Himmels Paradeisen.“ Dein Schutzengel navigiert dich sicher dorthin.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2016 Musik: musopen.org
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