Da gehen die Augen auf
Manchmal gibt mir das Leben Rätsel auf, die ich selbst nicht lösen kann. Ich merke, da ist etwas nicht in Ordnung, komme aber nicht darauf, was es ist. Es liegt irgendetwas in der Luft, das mir dem Atem nimmt. Ich weiß aber nicht, woher der Wind weht. Ein Ereignis macht mich traurig und nimmt mir jede Motivation. Aber warum kann ich nicht sagen, und doch scheint die Lösung ganz nahe zu liegen. Nur ich komme nicht darauf. Ich bin mit Blindheit geschlagen.
Diese Redewendung, „Mit Blindheit geschlagen“, kommt aus dem Bibel. Sie steht im Lukasevangelium. Und der Zusammenhang ist genau diese Situation: Ein Ereignis macht traurig und man kommt damit nicht zurecht. Lukas berichtet von diesen beiden Jüngern, die am Ostermorgen von Jerusalem in das Dorf Emmaus gehen. Mit dem Tod Jesu hat sich alles erledigt, wovon die geträumt und worauf sie gehofft hatten. Jesu selbst gesellt sich zu ihnen, als ein fremder Weggefährte. Geht mit ihnen. Hört ihnen zu. Spricht mit ihnen. Und hier sagt Lukas: „Doch sie warten mit Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten.“ (Lk 24, 16)
Hier ist mehr gemeint als ein bloß körperliches Erkennen. Sie erkennen den nicht, der die Lösung ihres Problems ist. Der Ausweg aus ihrer verfahrenen Situation. Indem Jesus mit ihnen den Weg der Blindheit geht, beginnt er den Weg der Erkenntnis. Er deutet ihnen die Ereignisse. Er stellt sie in einen großen Zusammenhang. Erinnert sie an Erfahrungen, die sie gemacht haben. Und dann, als er mit ihnen beim Abendessen saß und das Brot brach, „da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn.“ (Lk 24, 29)
Die Erkenntnis der Jünger hat sich langsam ereignet. Nichts plötzliches, eher ein Prozess. Das Gespräch, das Hören und Erzählen, die Erinnerung und schließlich das Wieder erkennen von heilsamen Erfahrungen sind die bestimmenden Elemente dieses Weges.
Wie schön wäre es, wenn da einer wäre, der einen solchen Weg mit mir geht, wenn mein Leben mir wieder einmal Rätsel aufgibt. Als Christ vertraue ich darauf, dass Jesus mir ein Weggefährte ist, wie er es den Emmaus-Jüngern war. Er deutet die Schrift für mein Leben, lässt mich Zeichen erkennen, die meine Augen öffnen. Und er erscheint mir in Menschen, die sich zu mir gesellen.
Ich sollte offen sein für solche Weggefährten, sie nicht voreilig wegschicken. Ich sollte mir von ihnen ein gutes Wort gefallen lassen.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © aksel_pixelio.de
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