Das Gewissen – Chance für die Menschheit
Eine Meditation zur Fastenzeit
Wir sehen es nicht, trotzdem ist es immer da. Manchmal nennen wir es gut, manchmal aber auch schlecht. Manchmal beglückt es uns und manchmal bedrückt es uns. Das Gewissen. In diesen Wochen vor dem Osterfest wird den Christinnen und Christen wieder mehr in Erinnerung gerufen, dass sie dieses wichtige Instrument haben und gebrauchen sollen. Pflegen sollen sie es. Prüfen. Neu ausrichten. Schärfen.
Das Gewissen ist ja, kurz gesagt, die Instanz in mir, die meine Handlungen und Entscheidungen bewertet und ein Plus oder ein Minus davorsetzt. In der Fastenzeit scheint es vor allen Dingen um das Minus zu gehen. Das Gewissen in seiner anklagenden Rolle steht im Vordergrund. In einem Gebet am 3. Fastensonntag heißt es: „Gott, wir stehen als Sünder vor dir, und unser Gewissen klagt uns an.“
So drastisch, so unangenehm mir diese Formulierung auch erscheint, so hilfreich ist sie auch. Sie lenkt meine Überlegungen letztlich auf die Frage nach dem Guten. Das ist ja die „Primärfunktion“ des Gewissen: Die Entscheidung zum Guten stärken. Das Gute war zuerst da und es hat in allem den Vorrang. Das kann ich schon in der Schöpfungsgeschichte lesen. Es ist ein Blick des Menschen auf die Gesamtheit der Existenz in all seiner Unterschiedlichkeit. Aber eins gilt für alles: „Gott sah, dass es gut war“ – das Licht und die Sterne und das trockene Land und das Wasser und das junge Grün und die beiden großen Lichter und die lebendigen Wesen und, ja und die Menschen. „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.“ (Gen 1, 31)
So ist auch das Gewissen des Menschen auf das Gute ausgerichtet. Der mittelalterliche Theologe Thomas von Aquin sagt: „Das Gewissen will immer das Gute und verurteilt das Böse. Mit dieser Anlage ist jeder Mensch natürlicherweise ausgestattet.“ Es ist also keine exklusive christliche Entscheidungshilfe. Alle Menschen haben ein Gewissen, das sie auf das Gute ausrichtet und zum Guten ermuntert und sie vor dem Schlechten warnt. Welch eine Chance für die Menschheit! Welche eine Chance für die Schöpfung!
Und wenn ich in der Zeit vor Ostern eingeladen werde, vor dieser großartigen Anlage des Menschen zum Guten mein Gewissen zu befragen, dann kann das die Frage sein: Wie habe ich diese Chance genutzt?
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2018 Musik: privat
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