Das Leben war das Licht der Menschen
Eine Meditation über die Weihnachtszeit hinaus
Ein Stern bestimmt schon seit dem Beginn der Adventszeit die Szene. Er ist ein mathematisch-geometrisches Meisterwerk. Wer ihn selber zusammenbauen will, der muss schon einige Kunstfertigkeit mitbringen. Es ist der „Herrnhuter Stern“, der mit seinen bis zu 110 Zacken, Räume, Plätze und Kirchen erhellt. Seinen Namen verdankt er der „Herrnhuter Brüdergemeine“, einer christlichen Glaubensbewegung aus dem 18. Jahrhundert. Ihren Stammsitz haben sie in Herrnhut in der Oberlausitz. 1821 wurde der erste Stern aufgehängt. Mit seinem schlichten Glanz steht er für die Frömmigkeit der Brüdergemeine, die Krippendarstellungen und bunte Weihnachtsdekoration nicht kennen.
Gerade in seiner schlichten Schönheit setzt er sich von den reizüberflutenden Lichterketten und Blinkelementen ab. Und er trifft den Kern der christlichen Weihnachtsbotschaft, auf den Johannes im Prolog seines Evangeliums hinweist: „In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“ (Joh 1,4) Wem das zu theologisch ist, der darf auch auf die Krippe in Betlehem und die heilige Nacht schauen. Die Hirten auf den Feldern bei Betlehem hatten in dieser Nacht zunächst eine Lichterscheinung: Der Engel trat zu ihnen und „die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie“. (Lk 2,9)
Konkreter wird das Licht als Stern in der Erzählung von dem Besuch der „Sterndeuter“ an der Krippe in Betlehem. „Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen,“ berichten sie dem König Herodes, den sie nach dem „neugeborenen König“ fragen. (Mt 2, 1ff) Das Gesicht des Herodes wird ob dieser Lichtbotschaft ganz finster und er plant Übles. Die Sterndeuter aber machen sich auf den Weg nach Betlehem. „Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.“ (Mt 2, 9-10)
Die Freude und das Zeugnis der Sterndeuter sind aber noch keine Garantie, dass die Menschen die Bedeutung des Lichtes als Zeichen des Lebens erkennen und annehmen. Der Prolog des Johannes fasst die Reaktion „der Welt“ so zusammen: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ (Joh 1, 9-11) Hier deutet Johannes eben schon die dunklen Kapitel der Lebensgeschichte Jesu an. Es bleibt ein Kampf und ein Ringen der Finsternis mit dem Licht. Der Vater des Täufers Johannes, Zacharias, prophezeit: „Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.“ (Lk 1,78-79)
Wenn ich den Herrnhuter Stern in der Adventszeit, an Weihnachten und weit in das neue Jahr hineinleuchten sehe, wird mir die großartige Lichtsymbolik der Heiligen Schrift klar. Sie hat etwas mit der großen Sehnsucht des Menschen nach Sicherheit und Orientierung tun. Jesus selbst bietet sich den Menschen als das Licht an: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12)
Und es ist nur konsequent, dass er allen, die ihm nachfolgen, diesen Hinweis gibt: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5, 14-16) Auch dieses Wort Jesu aus der Bergpredigt ist eine Botschaft des Herrnhuter Sterns.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
25.12.2019 | Foto: Nehk 2019 | Musik: privat
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