Das Seufzen der Guten
Zum 1. Advent
Es gibt sie, die guten Menschen. Dafür bin ich dankbar. Es sind die, die tun, was getan werden muss. Einfach und unaufgeregt, zuverlässig und mit einer bewundernswerten Selbstverständlichkeit. Es sind die, die das große Ganze im Blick haben und nicht ihren eigenen Vorteil suchen. Es sind die, die aufmerksam sind für die Sorgen und Nöte anderer Menschen. Die mit viel Mut und Geduld Hilfe organisieren. Es können noch viele gute Eigenschaften aufgezählt werden. Biblisch gesprochen sind es die Menschen, die „tun was recht ist“.
In die Schlagzeilen der Medien kommen sie damit nicht. Deren Aufmerksamkeit richtet sich augenblicklich mehr auf die, die lautstark ihre wirren Theorien vermelden, ihre rassistischen Ansichten und ihren Hass auf die Straße tragen. Eine gefährliche Melange.
Ich höre „das Seufzen der Guten“. Sie spüren die Sogwirkung dieser Bewegung: Weg von der Vernunft, weg von der Achtung, weg vom Respekt, weg vom Gemeinwohl, weg von dem was, Recht ist und Gerechtigkeit. Sie spüren, wie sie hineingezogen werden in diese Auseinandersetzung, in der ihre Standpunkte auf jeden Fall die besseren sind, aber nicht ankommen gegen Lärm und Verhärtung.
In einer biblischen Lesung vom 1. Adventssonntag lese ich im Buch des Propheten Jesaja das Seufzen der Guten: „Warum lässt du uns, Herr, von deinen Wegen abirren und machst unser Herz hart, so dass wir dich nicht mehr fürchten?“ (Jes 63,17) Die Frage an Gott ist das Ergebnis der kritischen Betrachtung der eigenen Lage: Auf keinem guten Weg. Kälte und Härte im Umgang miteinander.
Das aber ist das Gute an den Guten. Sie nehmen die eigene Lage wahr und ringen um Lösungen. So lese ich bei Jesaja: „Unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein schmutziges Kleid. Ach, kämst du doch denen entgegen, die tun, was recht ist, und nachdenken über deine Wege.“ (Jes 64,4-5) Das Nachdenken derer, die sich ihrer Verantwortung Gott gegenüber bewusst sind, das Nachdenken über seine Wege, wird hier als Lösungsweg aufgezeigt.
Bitte, kein hochgehaltener Zeigefinger und auch keine Besserwisserei. Zuerst ist es doch eine persönliche Begegnung mit Gott. „Kämst du doch denen entgegen …“ Zuerst ist das eine Frage an mich persönlich. Gehe ich den Weg Gottes? Kann ich anderen Menschen darin ein Zeuge der Gerechtigkeit Gottes sein?
Der 1. Sonntag des Advent hält für mich noch keine Harmonie bereit. Er verweist mich auf die Wirklichkeit der gegenwärtigen Zeit. Er ermutigt mich zur Hoffnung und Teil der Lösung dessen zu sein, was uns bedrückt. Denn „seit Menschengedenken hat man noch nie vernommen, kein Ohr hat gehört, kein Auge gesehen, dass es einen Gott gibt außer dir, der denen Gutes tut, die auf ihn hoffen.“ (Jes 64,3)
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
29. November 2020 | Foto: © Nehk 2020 / Musik: privat
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