Den Sieger feiern
Auch in diesem Jahr wird es wieder so sein. Zum Weihnachtsfest am Heiligen Abend sind die Kirchen voll wie sonst nie im Jahr. Besetzt bis auf den letzen Platz. Selbst die erste Reihe, die sonst immer leer ist, ist voll. Gut, dass wir noch so große Kirchen haben, sagen die einen. Da ist die Kirche wenigsten einmal im Jahr richtig voll. Andere betrachten das mit Misstrauen. Gerade zu den schönsten Gottesdiensten im Jahr nehmen die, die sonst nicht kommen, denen, die immer da sind, die Plätze weg.
Ja, irgendetwas müssen doch gerade diese Gottesdienste haben, dass sie die Menschen in ihren Bann ziehen. Irgendetwas bewegt die Menschen, dass sie gerade zum Weihnachtsfest ihren frommen Gefühlen nachgeben und sich auf den Weg in die Kirche machen. Viele werden nicht mehr genau wissen, was es mit dem christlichen Kern des Festes auf sich hat. Sie kennen vielleicht nur vage die Geschichte von Maria und Josef und dem Kind. Halten es eher für ein Märchen oder eine fromme Legende. Aber schon längst haben sie entlarvt, dass der Weihnachtstrubel ringsherum nur das große Geschäft ist. Denn so dumm sind die Leute nicht, dass sie nicht mitbekommen, dass der X-mas Kult mit dem christlichen Kern des Weihnachtsfestes nichts zu tun hat - und damit auch nichts mit ihrem Leben und ihren Sehnsüchten.
Aber sie wissen, dass es bei Weihnachten um Frieden und Liebe geht. Hier geht es um eine Menschenschicksal, mehr noch: Um ein Kinderschicksal. Alles, was mit Kindern zu tun hat, rührt die Menschen an. Und das ist gut für die Kinder - weltweit. Die Meldungen über das, was Kindern dieser Welt angetan wird, sind erschreckend. Denen, die sich für sie einsetzen, gilt großer Dank und Respekt. Weihnachten, da haben wir es mit einem Kinderschicksal zu tun, das typisch ist. Und der Wunsch, vielleicht sogar die Sehnsucht, dass dieses Schicksal gut ausgeht, erfüllt sich an Weihnachten.
Die Bilder der Geborgenheit und der Ruhe, der Vertrautheit und der Liebe, während ringsherum alles von Kälte und Herzlosigkeit erfüllt ist, diese Bilder beruhigen die Seele. Nein, dieses Kind ist nicht verloren. Wir kennen den Ausgang der Geschichte. Das Kind wird Sieger sein und Sieger beleiben. Auch nach den vernichtensten Niederlagen, die ein Menschenleben erleiden kann. So wie es Jesaja prophezeit hat: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Seine Herrschaft ist groß, und der Friede hat kein Ende." (Jes 9, 1.5-6)
Das Geburtsfest Christi zu feiern, den Helden, den Sieger, das ist doch kein schlechtes Motiv um zur Kirche zu gehen. Die vielen Menschen kommen nicht in die Weihnachtsgottesdienste um den Kirchen etwas zu bringen. Sie kommen mit einem Hunger - Hunger nach Liebe und Frieden, der aus der Erfahrung von Unfriede und Hass kommt. Einem Hunger, der durch den weihnachtlichen Betrieb allüberall nicht gestillt wird. Ist es da nicht geradezu ein sehr großer Vertrauensbeweis, dass sie auf die Kirche setze? Die Leute kommen hungrig wie zu einer Suppenküche. Sie hoffen darauf, etwas für ihren Weg durch das neue Jahr zu bekommen. Eine Stärkung. Einen Lichtblick. Eine Orientierung.
Man wird Ihnen auch in diesem Jahr nicht die Welt erklären. Sie werden in den Weihnachtsgottesdiensten kein Heilmittel gegen die tiefen Sorgenfalten dieser Welt bekommen. Aber sie werden wieder auf der Seite des Siegers stehen und ihn feiern. Für mich ist Jesu der Held des Alltags, Christus der Sieger über den Teufel, der sich in den Kleinigkeiten versteckt. Es ist mir erlaubt, den „heiligen Christ" aus der höchsten Feierlichkeit in die Banalität des Lebens zu holen.
Lutz R. Nehk
Foto: © sfelder_pixelio.de
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