Die gerechte Tat, die Leben gibt
Eine Meditation zur Fastenzeit
Manchmal muss man bei Adam und Eva anfangen. Dann werden größere Zusammenhänge deutlich. Am Aschermittwoch haben die Christen ihre Fastenzeit begonnen. Es sind 40 Fastentage, die dieser Zeit den besonderen Charakter geben. Ein streng vorgeschriebenes Programm gibt es nicht. Wie intensiv einer diese Zeit gestaltet, das ist seine Entscheidung. Aber es wird eine Richtung vorgegeben: Nachdenken über das Leben und Erneuerung des Lebens.
Da ein Mensch immer in Beziehung zu Anderen lebt und als Christ auch in einer bewussten Beziehung zu Gott, geht es auch darum: Wie lebe ich mit anderen Menschen zusammen? Wie sieht meine Beziehung zu Gott aus? Was könnte hier renoviert werden? Wie kann meine ganz persönliche Reformation dieser Beziehungen gestaltet werden?
Also: Adam und Eva stehen für eine gestörte Beziehung. Unsprünglich war das anders geplant. Gut, harmonisch, glücklich und friedlich, das waren die Aussichten. Mit diesen Vorgaben wurde ihnen die ganze Schöpfung als Lebensraum übergeben. Doch die biblische Geschichte von Adam und Eva hat kein Happy End. Es kommt die Versuchung, immer mehr haben zu wollen, mächtiger zu sein, alles beherrschen zu können – so wie Gott. Sie aßen von der verbotenen „Frucht des Baumes der Erkenntnis“ und: „da gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz.“ (Gen 3,7)
Nackt – die Erkenntnis der Ohnmacht, die Erkennntnis der Verletzlichkeit, den Angriffen und Übergriffen der anderen ausgeliefert. Der Schurz aus Feigenblättern, den sie sich basteln, ist das Urbild der Abwehr und des Schutzes, den sie fortan brauchen werden, um zu überleben.
Was dieser biblische Text in der Geschichte von Adam und Eva an menschlicher Erfahrung zusammenfasst, ist diese Erkenntnis: Der Mensch hat seine ursprünglich vertrauensvolle und arglose, ja, im positiven Sinne „naive“ Beziehung zu Gott und den anderen Menschen verloren. Er ist verurteilt, in diesem ständigen Konflikt zu leben, ständig dieser Kampf, ständig dieses Gefühl der Bedrohung durch Andere, ständig dieser Verdacht, übervorteilt zu werden und zu kurz zu kommen. Menschen, die über ihr Leben nachdenken, werden zu solchen Erkenntnissen kommen.
Die 40 Fastentage sind deswegen auch eine Zeit, über Auswege und Lösungen nachzudenken. Der Apostel Paulus gibt in seinem Brief an die Römer einen Hinweis. Er vereinfacht ganz stark und fängt dabei auch mit Adam und Eva an: „Wie es also durch die Übertretung eines einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen, die Leben gibt.“ (Röm 5, 18) Kurz: Wie Adam alle reingerissen hat, so wird Jesu Christus alle rausreissen. Ihn nämlich meint Paulus mit dem „einzigen“ dessen „gerechte Tat“ das Leben gibt. Er sieht hierin zunächst ein entschiedenes Entgegenkomen Gottes. Es ist die Gnade Gottes, die den vielen reichlich zuteil wird (vgl. V15).
Paulus reduziert noch weiter: Ungehorsam und Sünde auf der einen Seite und Gehorsam und Gerechtigkeit auf der anderen. Damit gibt er mir Stoff nachzudenken: Was können Gehorsam und Gerechtigkeit mit der Erneuerung meines Lebens zu tun haben?
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2017 Musik: privat
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