Die Stille ist meine Antwort
Weihnachten
Weihnachten ist ein Fest der Stille und des Schweigens. Laute Töne und lärmende Feste passen hier nicht und sind nicht willkommen. Viele Gedichte, Texte und Lieder – fromme und weltliche – greifen diese Stimmung auf und deuten sie. "Leise rieselt der Schnee …" - ob tatsächlich oder nur in der feiertäglichen Phantasie spielt, keine Rolle. "Stillt und starr liegt der See" und auch Kummer und Harm, die Traurigkeit und der Schmerz des Lebens schweigen still.
Auch der Dichter Josef von Eichendorf ist der Meinung, dass die Stille diese Tage prägt. Sein Gedicht "Weihnachten" ist ein Klassiker unter dem Christbaum: "Markt und Straßen sind verlassen, still erleuchtet jedes Haus …" Da sind die Kindlein "wunderstill beglückt" und hehres Glänzen und heiliges Schauern legen sich auf die "weite und stille Welt". Wie ein auf den Mund gelegter Zeigefinder ist das Lied "Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will!" Einzig die Englein dürfen jubilieren und musizieren, weil sie die Kunst beherrschen, es lautlos zu tun.
Und dann, natürlich: "Stille Nacht, heilige Nacht …" Ob evangelische Christvesper, ob katholische Christmette: Der gefühlte Höhepunkt im Gottesdienst an Heiligabend ist "Stille Nacht". Mancherorts wird dazu das elektrische Licht ausgeschaltet, nur die Kerzen am Christbaum geben ihren milden Schein.
Die Stille, die die Geburt des Jesuskindes prägt, ist wie ein Luftanhalten der Weltgeschichte. Was geschieht hier? Was darf ich gerade miterleben? Wofür werde ich gerade Zeuge? Die Stille und das Schweigen ist meine Antwort auf diese Fragen, die ich mir in Augenblick noch nicht beantworten kann. Da will ich kein vages Statement abgeben. Ich versuche keine erste Einschätzung der Situation. Rede nicht einfach los, um aus der Stille zu entkommen.
Paul Gerhard hat dies so schön beschrieben in dem Lied "Ich steh an deiner Krippen hier": Ich sehe dich mit Freuden an / und kann mich nicht satt sehen;/ und weil ich nun nichts weiter kann,/ bleib ich anbetend stehen./ O dass mein Sinn ein Abgrund wär / und meine Seel ein weites Meer,/ dass ich dich möchte fassen!
So wird es in dem Buch der Weisheit beschrieben: Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel, vom königlichen Thron herab. (Weis 18,14f) In der Stille des Weihnachtsfestes ist dieser Augenblick, diese Stimmung, diese Momentaufnahme kultiviert worden und zu einem wichtigen Bestandteil der Weihnachtskultur geworden. Und selbst wer mit dem Fest der Geburt des Gottessohnes so recht nichts mehr anzufangen weiß, wird die Stille wahrnehmen. Vielleicht als Bedrohung. Vielleicht als Herausforderung. Vielleicht als ein Geschenk.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2013 , Musik: musopen.org
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