Die Woche mit zwei Gesichtern
In die eine Richtung lacht sie fröhlich und entspannt, in die andere Richtung schaut sie ernst und konzentriert. Die Woche des Rosenmontags und Faschingsdienstags und des Aschermittwochs hat zwei Gesichter. Ein fröhliches und ein ernstes. Damit kommt sie wohl dem wirklichen Leben sehr nahe. Denn immer liegen Freude und Sorge, Entspannung und Ernst dicht beieinander. „Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“, beschreibt der Volksmund diese Spannung des Lebens.
Doch selten wird der Übergang von der einen Gemütslage in die andere so bewusst begangen, wie in dieser Woche. Von einem Tag zum anderen ist Schluss mit Jubel, Trubel, Heiterkeit und „Sack und Asche“ sind angesagt. Für mich wird das besonders deutlich in der Verabschiedung vom „Halleluja“, diesem österlichen Jubelruf. Lobpreiset Jahwe! Lobpreiset Gott! Manch frommer Narr behaupten, dass sich auch der Ruf „Helau“ in den Karnevalshochburgen von diesem hebräischen Jubelruf zur Ehre Gottes herleitet. Schöne Idee. Doch am Aschermittwoch ist damit vorbei. In den Gottesdiensten der Kirche wird es von diesem Tag an nicht mehr gesungen. Das Halleluja wird begraben und erst in der Osternacht wieder feierlich erklingen.
In den hallelujafreien Wochen werden mehr die klagenden, und die die Barmherzigkeit Gottes erflehenden Gesänge Vorrang haben. Das Aschenkreuz ist die massive Erinnerung an diese Tatsache: Mensch, du bist vergänglich. Mensch, du bist nicht alles. Mensch, bedenke dein Leben, so lädt es mich ein. In dieser vom Aschenkreuz gekennzeichneten Zeit soll einmal all das eine Chance haben, was sonst untergeht und in meiner Besinnung immer wieder gerne zurückgestellt wird. Meine eignen Ängste und Nöte, meine selbstgewählten Abhängigkeiten, meine engen Grenzen, meine unerfüllte Sehnsucht. Was macht mein Leben aus? Was ist mir wichtig? Es geht eben um die beiden Gesichter meines eignen Lebens.
Das Aschenkreuz, das mir am Mittwoch auf die Stirn gezeichnet wird, ist recht schnell wieder abgewaschen. Das ist in Ordnung so. Es entspricht ja auch mehr dem, was Jesus seinen Jüngern sagt: „Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. […] Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ (Mt 6, 16-18)
Wenn ich mich an diesen Rat Jesu halte, dann werden mir am Aschermittwoch meine Gesichtszüge nicht entgleiten.
Lutz R. Nehk
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Foto: © S.-Hofschlaeger_pixelio.de
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