Drei Lieder für uns
Eine Meditation zum Weihnachtsfest
„Magnifikat – Meine Seele preist die Größe des Herrn.“ Es ist ein Lied, das Maria singt. Ein Lied voller religiöser Metaphern und theologischer Fachbegriffe. Ein Lied des Erbarmens Gottes und der Hoffnung, von der Gerechtigkeit und der Dankbarkeit. Der Evangelist Lukas überliefert uns den Text (Lk 1,46-55). Maria ist keine Tochter des Bildungsbürgertums ihrer Zeit oder einer besonders fromm geprägten Familie. Vielleicht würde man sie heute als „bodenständig religiös“ bezeichnen. Aber wie das so oft in der Geschichte Gottes mit den Menschen ist, wird gerade sie auserwählt und berufen eine wichtige Rolle zu spielen in dieser Geschichte – vielleicht sogar die wichtigste.
Mit dem göttlichen Kind schwanger begegnet sie Elisabeth und es bricht dieser Lobgesang aus ihr heraus. Die werdende Mutter wird hier eine Prophetin. Sie sagt, ja sie verkündet der Welt, welche Hoffnung der Menschen, welchen Zuspruch Gottes sie in sich trägt: Gott wird sich erbarmen. Er schaut auf die Niedrigen, die Armen und die Hungernden. Er wird sich in Liebe seinem Volk zuwenden. Wie so viele der großen Propheten vor ihr, spricht sie von der rettenden Liebe Gottes. Maria singt hier nicht für sich und Elisabeth. Nein, sie singt dieses Lied vor aller Welt und für alle Menschen. Was hier noch ein Dialog der beiden Frauen ist, wird alsbald der Jubelruf der geweihten Nacht sein.
Ein zweites Lied, eine zweite Ankündigung, ein zweites prophetisches Weihnachtswort. Zacharias, der Vater des Täufers Johannes, ist überglücklich über die Geburt seines Sohnes, den seine Frau noch im hohen Alter geboren hat. „Bei Gott ist nichts unmöglich“, wird diese wundersame Schwangerschaft kommentiert. (Lk 1,34) Zacharias stellt seinen Sohn hinein in die lange und schwierige Weggeschichte Gottes mit seinem Volk Israel: „Du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; denn du wirst dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten.“ (Lk 1,76) Es sollen aber nicht mehr viele Jahre des zermürbenden Wartens vergehen. Das eine folgt unmittelbar auf das andere, der Wegbereitung folgt die Erfüllung - unverzüglich.
Noch während Zacharias von seinem Sohn spricht, wendet er seinen Blick auf diesen „Höchsten“: „Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe.“ (V78) Und wie Marias „Magnifikat“, so ist auch das „Benedictus“ des Zacharias Heilsansage für die Menschen. Das aufstrahlende Licht aus der Höhe kommt, „um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens“. (V79)
Ein dritter Gesang vollendet dieses adventlich-weihnachtliche Oratorium. Was von Maria und Zacharias angekündigt wird, das wird den „Hirten auf dem Felde“ als historisch greifbares Ereignis angesagt: „Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt“ – konkreter geht es nicht. (Lk 2,12) Der Engel stellt das Kind vor als den Retter, den Christus, den Herrn. Und wie bei allen großen Oratorien wird diese wichtige Botschaft von einem Choral bestätigt und verstärkt: „Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ (V13)
Maria, Zacharias, die himmlischen Heerscharen, sie verweisen mich darauf, was die Nacht zu einer geweihten Nacht macht. Wie Gott dereinst die Klage seines Volkes in der Knechtschaft Ägyptens gehört und sich als der befreiende Gott offenbart hat, so auch jetzt. Gott gibt sich selbst als die Antwort auf die Frage und sie Sehnsucht der Menschen nach Frieden, Recht und Gerechtigkeit. Eine Antwort, die in der gelebten Banalität der Feiertage kaum wahrgenommen wird. Umso mehr mag ich die Lieder singen, der Maria, des Zacharias und der himmlischen Heerscharen – laut und fröhlich und zuversichtlich in das neue Jahr hinein.
Lutz R. Nehk
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Foto: © Nehk 2017 Musik: musopencom
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