Du siehst Gespenster
Der Arbeitsmarkt ist entspannt. Der Wirtschaft geht es wieder gut. Sagt der Optimist. Die Banken zocken wieder. Da kommt noch was auf uns zu. Sagt der Pessimist. Ach was, du siehst Gespenster. Sagt der Optimist.
Die guten alten Gespenster. Die immer dann auftauchen, wenn mir eine Situation bedrohlich vorkommt. Die immer da lauern, wo ich etwas nicht in der Hand habe. Die immer auf den Feldern herumtanzen, die ich nicht überschauen kann. Man muss nicht an Gespenster glauben, sie sind aber gute Platzhalter für alles was mich bedroht oder was mir nicht geheuer ist.
Da haben doch die Jünger Jesus schon mal in die Gespensterrolle eingeordnet. Es war auf dem See von Tiberias. Die Jünger waren mit ihrem Boot in ein Unwetter geraten und hatten heftigen Gegenwind. Der Evangelist Matthäus berichtet, was dann geschah: „In der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst.“ (Mt 14, 22-33) Jesus beruhigt die Männer: Ich bin es, kein Gespenst, habt Vertrauen, fürchtet euch nicht. Da wird der Petrus doch ganz obermutig – oder übermutig: „Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme.“ Komm!, sagt Jesus. Das geht ein paar Schritte gut. Doch dann sieht Petrus wieder den heftigen Wind und das schwankende Boot und die Wellen. Und er bricht ein. Herr, rette mich!, ruft er.
Was uns Matthäus da beschreibt ist ein Blick auf das Leben. Nicht an Sonnentagen, wenn alles leicht fällt, sondern in den Phasen, in denen man Gegenwind spürt. Wenn einem das Gewohnte plötzlich fremd und gespenstisch vorkommt. Und dann ist da noch ein Quäntchen Mut und Vertrauen für einen entschiedenen Schritt. Doch der Blick auf alle widrigen Umstände zieht einen immer wieder runter.
„Herr, rette mich!“, schreit Petrus. „Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ Warum hast du am mir gezweifelt?, fragt Jesus. Du kennst mich doch und weißt, dass ich dich nicht untergehen lasse.
Die Frage heißt aber auch: Warum hast du an dir gezweifelt? Du weißt doch, dass Selbstzweifel die Gespenster lockt.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Hans_Kaliwoda_pixelio.de
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