Ein Zeichen des Trostes
Weihnachten
Wer feiert in diesem Jahr Weihnachten nicht mehr mit uns? Wer ist von uns gegangen und fehlt nun im Kreis des feiertäglichen Zusammenseins. Wen vermissen wir, wenn wir uns am Heiligen Abend und an den Weihnachtsfeiertagen im Familienkreis treffen? Diese Fragen werden nicht so ganz viele Menschen bewegen. Die aber, die sie bewegen, werden umso schmerzlicher vor der neuen Situation stehen: Da fehlt Einer, der all die Jahre dabei war. Da ist Eine nicht mehr an ihren Platz, den sie immer eingenommen hat. Und es kommt wieder Trauer auf und manchmal auch der Gedanke: Aber doch nicht jetzt. Das passt doch jetzt nicht. Jetzt nur nicht die Stimmung verderben. Es ist doch das Fest der Freude. Es geht doch um eine Geburt, die Geburt eines Kindes. Wie weit entfernt davon sind Gedanken der Trauer und des Schmerzes über den Verlust eines geliebten Menschen. Ja, ist das so? Hat die Geburt des göttlichen Kindes nichts zu tun mit dem Tod und der Vergänglichkeit des Lebens? Ein Blick auf den Sinn des Weihnachtsfestes könnte hier weiterhelfen.
In einem großartigen Gesang verkündet die Gottesmutter Maria ihrer Verwandten Elisabeth, was Gott an ihr getan hat und was er mit der Geburt ihres Kindes zu tun gedenkt: Gott beachtet das Niedrige. Er hat sie, die einfache Frau, ausersehen, die Mutter des Erlösers zu werden. Gott ist auf der Seite derer, die die Last des Lebens spüren und immer wieder zu spüren bekommen, was es heißt, machtlos zu sein, keinen Einfluss zu haben und keine Beziehungen. Gott wird Erbarmen haben und immer daran denken, dass er den Menschen sein Heil verheißen hat.
Maria kündigt in diesem Magnificat (LK 1, 46-56) einen Gottessohn an, der das Leben der Menschen verändern wird. Die Hungernden, die Gefangenen, die Einsamen, die Kranken, die Trauenden, die Heimatlosen und Verfolgten – vor allen Dingen für sie soll die Geburt des Kindes ein Zeichen der Hoffnung sein. Weihnachten ist also immer eine Botschaft für die, die gerade nicht in heiterer und fröhlicher Stimmung sind, denen gerade nicht zum Feiern zumute ist.
In einem Gebet der Adventszeit wird der Zusammenhang zwischen der Ankunft des Sohnes Gottes und der Todesverfallenheit des Menschen deutlich gemacht:
Barmherziger Gott,
du hast die Not des Menschen gesehen,
der dem Tod verfallen war,
und hast ihn erlöst
durch die Ankunft deines Sohnes.
Der Tod ist also kein Thema, das störend in die weihnachtliche Stimmung einbricht. Er ist geradezu das Thema, um das es geht. Wenn wir von der Geburt des Erlösers sprechen, dann geht es um die Erlösung von der Endgültigkeit des Todes.
Der evangelische Theologe und Dichter Paul Gerhard (1607-1676) hat diesen Gedanken in sein Weihnachtslied „Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesus, du mein Leben …“ (Gotteslob 141) aufgenommen. Da stellt sich der Mensch an die Krippe und denkt darüber nach, was das Kind mit seinem Leben zu tun hat. Alles verdankt er ihm und alles will er ihm schenken. Schon bevor er geboren war, so erkennt dieser Mensch, hat Gott ihn gewollt und mit Liebe umfangen. Und dann heißt es in der dritten Strophe:
Ich lag in tiefster Todesnacht,
du warest meine Sonne,
die Sonne, die mir zugebracht
Licht, Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht
des Glaubens in mir zugericht',
wie schön sind deine Strahlen!
Der Mensch steht mit der Gewissheit des Todes an der Krippe. Und würde er es nicht tun, dann könnte er gar nicht die Größe des Kindes erfassen.
Es ist ganz und gar kein abwegiger Gedanke, Weihnachten und Tod in Verbindung zu bringen. Es ist ja gerade das Weihnachtsgeschenk Gottes für uns: Erlösung und Leben. Es ist das Geschenk an alle, die Weihnachten um einem Menschen trauen.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2011 / Musik: musopen.org
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