Eine Initiative des Vaters
1. Advent
Die Sehnsucht nach dem Licht und die Freude daran ist ein bestimmendes Thema der Adventszeit. Nach den nebligen und grauen Tagen des Novembers freut sich der Mensch auf all die Riten und Bräuche, die mit Licht und Kerzenschein zu tun haben – eigentlich. Denn in diesem Jahr kam bisher nicht so richtige Novemberstimmung auf. Kein durchgehendes Grau in Grau, dagegen faszinierende Sonnenaufgänge und fast romantische Sonnenuntergänge, freundliche Stimmung eines goldenen Oktobers bis weit in den November hinein.
Und doch: Auch diese Stimmung ist nicht die eines neuen Aufbruchs, sondern des Abschieds, der Vergänglichkeit. Etwas gebremst und nicht so heftig, aber doch deutlich und unausweichlich. So wird es schließlich doch adventlich, denn es wird ein Übergang deutlich. Etwas Altes geht zu Ende, etwas Neues beginnt.
Eine Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja, die in den Gottesdiensten des 1. Advent in den Gemeinden vorgelesen wird, greift dieses „herbstliche“ Thema auf. Es ist die Erfahrung: Der Mensch ist wie ein Blatt am Baum des Lebens. Ein Blatt, das nicht immer grün ist und frisch bleibt, sondern welkt und abstirbt. Jesaja fügt hinzu, dass hier auch die Erfahrung von Schuld eine Rolle spielt. Er schreibt: „Wie Laub sind wir alle verwelkt, unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind.“ (Jes 64, 5) Auch Schuld lässt das Leben welken und absterben, wird wie die Last es Alters, bis hin zu der Erfahrung, dass man sich nicht mehr in der Hand hat.
Für Jesaja steht fest, dass sich der Mensch immer nach Erlösung sehnt, nach Entlastung, Erleichterung, Befreiung. Für ihn steht auch fest, dass nur Gott diese Erlösung, diese grundsätzlich Erleichterung schenken kann. Wie in einem Gebet spricht er Gott an: „Du, Herr, bist unser Vater, ‚Unser Erlöser von jeher’ wirst du genannt.“ (Jes 63, 16) Hier kommt Gott als der Vater in den Blick, von dem die ganze adventliche Bewegung angestoßen wird.
Der Vater ergreift die Initiative, weil er sich dem Beten und Flehen des Menschen nicht verschließen kann und nicht entziehen will: Reiß doch den Himmel auf, und komm herab, so dass die Berge zittern vor dir. (Jes 63, 19) Ein Wort des Jesaja, das sich in Adventsliedern wiederfindet. „O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf …“ (GL 105) Die Initiative des Vaters markiert den Neubeginn, in dem er dem Menschen entgegenkommt, so wie es noch niemand gehört, gesehen oder erfahren hat.
Die Erfahrung der Gottesferne und Gottverlassenheit, die Befürchtung nicht mehr mit dem Baum es Lebens verbunden zu sein, wie welkes Laub vom Wind verweht zu werden – diese Erfahrung wird vom Vater selbst entschärft. Jesaja beschreibt es in einem sehr schönen Bild: Und doch bist du, Herr, unser Vater. Wir sind der Ton, und du bist unser Töpfer, wir alle sind das Werk deiner Hände. (Jes 64, 7) Die flehentliche Bitte der Gemeinde: „O Heiland, reiß den Himmel auf …“ wird beantwortet mit der Gewissheit: „Gott, der Vater, ließ sich rühren, dass er uns zu retten sann; und den Ratschluss auszuführen, trug der Sohn sich selber an.“ (GL-B 801)
Die Initiative es Vaters ist der Beginn des Advent.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2010 / Musik: jamendo.com
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