Eine letzte Wallfahrt
Auf jeden Fall sollte der Vater seine letzten Lebenstage zu Hause verbringe, in der Wohnung, die Jahrzehnte lang Heimat und Geborgenheit für ihn war. So etwas wie ein Hospiz gab es noch nicht. Vielleicht wäre das eine Alternative gewesen. So haben seine Frau und die Kinder alles so organisiert, dass die Pflege daheim geleistet werden konnte.
Und dann kam der Abend und die Nacht, da der Ehemann, der Vater, der Opa sich auf seinen letzten Weg machte. Ich wurde eingeladen, doch einfach noch einmal vorbei zu kommen. Die Krankensalbung hatte er schon empfangen. Die heilige Kommunion hätte er nicht mehr aufnehmen können. So hatte ich als Priester keine amtliche Funktion. Und doch war die Erwartung da, dass ich irgendeinen Beitrag leiste, in dieser wichtigen Stunde.
Nun habe ich damit auch keine großen Erfahrungen. Gemeinsam am Sterbebett schweigen. Das ist gut. Aber ich merkte, das war nicht meine Aufgabe. In der Küche, bei einer Tasse Kaffee, noch einmal mit den Kindern sprechen, Worte des Trostes und der Ermutigung sagen. Ja, auch das ist sinnvoll. „Wollen wir nicht einfach den Rosenkranz beten“, habe ich gefragt. Es war, als ob die Familie genau auf diesen Vorschlag gewartet hätte. Ich spürte die Erleichterung. Ja, beten, einfach beten.
Der Rosenkranz ist ein Wallfahrtsgebet. Wenn Leute sich auf den Weg machen, um einen Wallfahrtsort zu besuchen, dann steht immer auch das gemeinsame Rosenkranzgebet auf dem Programm. Das Laufen und der Rhythmus der gesprochen Gebete führen einen in eine meditative Stimmung. Und hier in dieser Todesstunde geht es ja auch um eine Wallfahrt. Der Vater war auf seinem letzten Pilgerweg. Das Ziel: das Haus Gottes, das himmlische Jerusalem. Mit ihm haben wir uns auf den Weg dorthin gemacht und ihn hinüber begleitet.
Wir haben die Frohe Botschaft Jesu betrachtet: Jesus, der von den Toten auferstanden ist, der in den Himmel aufgefahren ist, der uns den heiligen Geist gesandt hat. Jesus, der wiederkommen wird in Herrlichkeit, der richten wird die Lebenden und die Toten. Und immer wieder die Bitte: Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk und Der Klosterladen Berlin / Musik: jamendo.com
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