Einfach nur sitzen
Meditation zur Ferienzeit
Hermann? Was machst du da? - Nichts. - Gar nichts? - Nein, ich sitze hier. - Du sitzt da? - Ja. Ich möchte einfach hier sitzen. – Loriots „Feierabend“ – Mal nichts tun müssen. Mal nicht aktiv sein. Mal nicht irgendwelche Pläne erfüllen müsse.
„Ich möchte hier sitzen und mich entspannen!“ – ein durchaus anspruchsvolles Ferienprogramm, denn so einfach ist das auch nicht. Der innere und vielleicht auch ein von außen kommender Drang, etwas zu erleben, tolle Sachen zu machen, etwas zu unternehmen, kann schon wieder zum Erholungsstress führen.
Aber vielleicht ist gerade Urlaub die Gelegenheit das wieder zu entdecken: das rechten Verhältnisses von „Anspannung und Entspannung“, von „Aktivität und Passivität“, von „Kreativität und der Freude am Zusehen und Zuhören“. Eine der ältesten Ordensregeln, die des heiligen Benedikt, beschreibt ein Leben zwischen den Polen „ora et laborat“ - „beten und arbeiten“. Für Menschen geht auch heute eine Faszination davon aus, ein Leben in einem solchen Gleichgewicht führen zu können.
„Beten“ steht hier für ein Innenhalten, vielleicht auch Stillhalten. Jetzt bin nicht ich am Drücker, sondern jetzt schaue ich auf Gott und er schaut auf mich. „Labora“ steht für Mitwirkung an meiner kleinen und der großen Welt. Da sehe ich meine Rolle und meine Aufgabe. Da sehe ich die Menschen, für die ich Verantwortung trage.
Mir wird manchmal der Eindruck vermittelt, dass ich als Christ die Aufgabe habe, die Welt zu retten. Alles ist so wichtig, alles ist so dringend und duldet keinen Aufschub. „Müht euch mit Furcht und Zittern um euer Heil!“, schreibt Paulus an die Gemeinde in Philippi (Phil 2,12). An seinen Schüler Timotheus schreib er: „Strebe unermüdlich nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist.“ (1Tim,6 11f) Der Arme. Welch ein Druck baut sich da auf!?
Natürlich ist das alles richtig und wichtig. Aber es darf auch hier nichts aus dem Gleichgewicht geraten. Welche Prioritäten Jesus setzt, davon berichtet der Evangelist Lukas in der Erzählung von Marta und Maria, zwei Schwestern, Freundinnen von Jesus. Bei ihnen war er gerne zu Besuch. Marta ist die Geschäftige - ganz „labora“. Sie tut und macht und rennt den ganzen Tag umher, alles im Dienste der Gastfreundschaft. Und Maria - ganz „ora“. Sie sitzt Jesus zu Füßen und hört ihm zu. Marta klagt und Jesus antwortet: „Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.“ (Lk 10, 41f)
Damit wertet Jesus das „Laborieren“ der Marta nicht ab. Er stellt eine Reihenfolge auf. Das Handeln muss einen Sinn haben, es soll einem Plan folgen. Andernfalls wird es zu einem sinnlosen Aktivismus. Das Hören auf das Wort, das Erforschen des Willens Gottes geht voran. Es gibt dem Handeln die Richtung.
Ja, einfach mal sitzen, hören, schauen. Gott ist kein Antreiben. Der Psalm 23 gibt mir dieses schöne Bild mit auf dem Weg in die Ferien: Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er deckt mir den Tisch, er salbt mein Haupt mit Öl, er füllt mir reichlich den Becher.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © nehk 2016 Musik: jamendo.com
Sie möchten unsere Arbeit unterstützen?
Um unseren Hospizbewohnern bis zuletzt ein Leben in Würde ermöglichen zu können, aber auch für den ambulanten Dienst und die Trauerbegleitung benötigen wir Ihre Spende. – Herzlichen Dank.
Unser Spendenkonto
Darlehnskasse Münster
IBAN: DE30 4006 0265 0002 2226 00
BIC: GENODEM1DKM
... oder spenden Sie hier:
Sie haben Fragen?
Ihr Ansprechpartner:
Ludger Prinz
Geschäftsführung
Telefon: 0251 9337-626
info@johannes-hospiz.de
Philomena Brinkbäumer
Leitung Öffentlichkeitsarbeit │ Fundraising
Telefon: 0251 37409325
p.brinkbaeumer@johannes-hospiz.de