Es war höchste Zeit

Was ist doch nicht so alles Weihnachten. Was für ein reichhaltiges Fest. So viele Bilder, so viel Schmuck und Dekoration, diese Farben und Gerüche, so reich an Traditionen und voll von Erwartungen. Alle sagen: Weihnachten ist wichtig! Ja, auf jeden Fall. Aber es ist nicht alles wichtig, was sich rund um das Weihnachtsfest angesammelt hat. 

Es wird einiges wegfallen in diesem Jahr – aus Vorsicht und Umsicht, aus Rücksichtnahme auf die anderen und damit gilt „Vor allen Dingen Gesundheit!“. Für viele gerät das Weihnachtsfest dadurch in Unordnung. Der Rahmen stimmt nicht mehr. Wenn vertraute Rituale entfallen, ergibt das Fest keinen Sinn mehr. 

Weihnachten 2020 kommt nicht in eine aufgeräumte Welt. Aber kam Weihnachten jemals in eine aufgeräumte Welt? War die Welt jemals so, dass der Heiland hätte sagen können: Alles ok, hier werde ich nicht gebraucht. Die permanente Schieflage der Welt, der Menschheit, der Schöpfung hat Gott dazu gebracht, uns Weihnachten zu schenken. „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf.“ So kündigt der Prophet Jesaja das Kommen eines Friedensfürsten an. (Jes 9,1) Und als es höchste Zeit war, etwas zu tun, tat Gott das Entscheidende, so schreibt Paulus an eine Gemeinde: Er sandte seinen Sohn, geboren von einer Frau. (Gal 4,4) 

Wie viele Kosten und Mühen nehmen Menschen jedes Jahr auf sich, um an Weihnachten eine festliche Fassade vor diese Welt zu stellen. Damit man die Unordnung nicht sieht. In diesem Jahr werden wir merken, dass das nicht funktioniert. Das Corona-Virus scheint durch jede Abdeckung. Als Christen werden wir erkennen, dass wir eine solche Fassade nicht brauchen. Wir müssen uns Weihnachten nicht aufgeräumter geben, als wir es sind. Gerade Weihnachten nicht, weil Gott immer noch entschieden ist, in dem Durcheinander, in der Unordnung dieser Welt Platz zu nehmen. 

Lutz R. Nehk

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_{24. Dezember 2020 | Foto: © Nehk 2020  / Musik: privat}