Festliche Versammlung
Meditation zur Ferienzeit
Ich gehe gerne in die Kirche, sagen viele Leute – „im Urlaub“. Ja, da habe ich Zeit dafür. Und wenn ich verreist bin, sind dort die Kirchen allemal interessanter als die daheim. Die kleinen Kapellen und Dorfkirchen, die barocken Wallfahrtskirchen und imposanten Klosteranlagen, die Dome und Kathedralen. Dafür kann man sich schon mal Zeit nehmen. Was haben die Menschen vergangener Zeiten für Anstrengungen unternommen, diese Bauwerke zu errichten. Keine Mühen und keine Kosten haben sie gescheut. Großartig! Das ist unser kulturelles Erbe. Das sind die überragenden Zeichen unserer christlichen Wurzeln.
Viele Menschen lassen sich davon begeistern und beeindrucken. Manchmal ist der Strom der Besucher so groß, dass man von der Würde und der Andacht eines Gotteshauses nichts mehr spüren kann. „Da wollen wir nicht mehr hin“, sagten mit vor einiger Zeit drei Damen, die eine Wallfahrt nach Rom gemacht hatten. Der Petersdom sei so voll gewesen. Es habe eine Betriebsamkeit geherrscht, wie auf einem Bahnhof. Von Andacht keine Spur. Nein, das habe sie enttäuscht.
Andacht und Frömmigkeit sind nicht für jeden die Motive eine Kirche zu besuchen. Man möchte sich beeindrucken lassen von dem äußeren Glanz und der Macht, die von diesem Gotteshaus ausgeht. Ja, vielleicht steht es für die Größe Gottes und seinen Einfluss in dieser Erdenzeit. Aber geht es darum? Geht es um gewaltige Zeichen, die mich ganz klein werden lassen und sprachlos und überwältigt?
Im biblischen Brief an die Hebräer lese ich: Leute, bedenkt worum es geht. „Ihr seid nicht zu einem sichtbaren, lodernden Feuer hingetreten, zu dunklen Wolken, zu Finsternis und Sturmwind, zum Klang der Posaunen und zum Schall der Worte, bei denen die Hörer flehten, diese Stimme solle nicht weiter zu ihnen reden.“ (Hebr 12, 18f) Also es geht nicht um die äußeren Zeichen, selbst wenn die noch so beeindruckend sind. Und sogleich fügt der Verfasser hinzu: Es geht um eine Begegnung mit dem lebendigen Gott: „Ihr seid vielmehr zum Berg Zion hingetreten, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu Tausenden von Engeln, zu einer festlichen Versammlung.“ (V22)
Der Berg Zion, die Stadt Jerusalem, das sind Bilder für den Ort der Nähe Gottes. Und dieser Ort ist immer ein Ort der „festlichen Versammlung“. Das ist der Grund, warum Menschen die großen und die kleinen Kirchen gebaut haben. Festliche Versammlung heißt, dass Kirche zuerst Gemeinschaft von Menschen ist. Sie hat den Bauwerken den Namen gegeben. Ohne „festliche Versammlung“ wären sie seelenlosen Monumente menschlicher Geltungssucht.
Feiern, singen, miteinander Gott loben und danken, sein Wort hören und das Leben bedenken - das machen Menschen, wenn sie sich festlich zum Gottesdienst versammeln. Der Hebräerbrief spricht von einer Versammlung, die Himmel und Erde verbindet. Hier treffen sich Engel und Menschen, die „Gemeinschaft der Erstgeborenen, die im Himmel verzeichnet sind und die Geister der schon vollendeten Gerechten.“ (V23) Wer von den Kirchenbauten beeindruckt und begeistert ist, ist auf einem guten Weg. Kirche als „festliche Versammlung“, das ist ein Schritt weiter und kann weitaus beeindruckender sein. Da ist jeder eingeladen.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © nehk 2016 Musik: jamendo.com
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