Eine goldene Regel
Eine Meditation
Es gibt Regeln, auf die hat sich die ganze Menschheit geeinigt. Eine lautet: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Sie ist so grundlegend richtig und wichtig, dass man sie auch „Goldene Regel“ nennt. Würden sich wirklich alle Menschen an diese „regula aurea“ halten, was wäre das für eine „heile Welt“. Leider ist das ja nicht so.
Viele Religionen haben diese Regel – in leicht unterschiedlichen Formulierungen – im Programm ihrer praktischen Verhaltensregeln. Das gibt ihr eine gewisse Verbindlichkeit und auch eine ziemlich große Verbreitung. Denn als Mitglied einer Relgion will ich mich in meinem Handeln doch daran orientieren und halten, was mein Glaube für gut und erstrebenswert hält.
In der Heiligen Schrift der Christen, der Bibel, finde ich die „Goldene Regel“ in der Bergpredigt Jesu. Matthäus überliefert sie uns im fünften, sechsten und siebten Kapitel seines Evangeliums. Hier ist die Formulierung etwas anders als in dem gereimten Sprichwort. Jesus sagt: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.“ (Mt 7,12)
Das Sprichwort ermahnt mich, etwas zu unterlassen: Ich soll anderen Menschen nichts antun, soll mich zurückhalten. In der Bergpredigt jedoch werde ich aufgefordert, aktiv zu werden. Ich soll den ersten Schritt machen. Ich werde für den Anderen etwas tun, noch bevor er etwas für mich getan hat. Das finde ich etwas anspruchtsvoller, als nur etwas zu unterlassen.
Jesus fügt seiner „Goldenen Regel“ einen Kommentar hinzu: „Darin besteht das Gesetz und die Propheten.“ Will sagen, wer sich an die Goldene Regel hält, kann grundsätzlich nichts falsch machen.
Wie handele ich gut und richtig? Das ist ja eine Frage, auf die Menschen in den Religionen eine Antwort suchen. Aber ich stehe vor einer Schwierigkeit: Ich kann ja nicht immer alle Gebote und Verordnungen meiner Religion durchgehen, bevor ich eine Entscheidung treffe. Ich habe sie auch gar nicht alle im Kopf. Ich muss mich auf meinen religiösen Instinkt verlassen. Und der orientiert sich eben an solch kurzen und prägnanten Regeln. „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“
Den ersten Schritt zu gehen, aktiv zu werden, zu gestalten und nicht einfach nur die Füße still zu halten – ja, das kann weitreichende Folgen haben. Das kann mich in Situationen bringen, in denen viel von mir verlangt wird. Da fassen sich ander vielleicht an den Kopf. Was ist den in den gefahren? Der Weg der Goldenen Regel ist nicht die breite Straße. Es ist ein anspruchvoller Pfad. Wer ihn geht, bringt die Menschheit aber auf jeden Fall weiter.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2017 Musik: musopencom
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