Gepflegt klagen
Eine Meditation
Das Leben ist schön – ja. Aber – man muss auch mal gepflegt klagen können. Mal aus der Tiefe der Seele so ein „Ach, Mensch.“ herausfahren lassen dürfen. Das befreit. Es ist wohl immer auch gut begründet. Das Klagen und das Seufzen gehören zum Leben und machen es auch leichter.
Ein Meister der gepflegten Klage ist der Apostel Paulus. In seinen Briefen an die vielen Gemeinden, die er gegründet und betreut hat, ist immer auch Klage zu lesen. Zum Beispiel im 2. Brief an die Gemeinde in Korinth. Hier fügt er eine ganze Klagereihe zu einem Klagelied aneinander: „Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben … wir wissen weder aus noch ein … wir werden gehetzt … wir werden niedergestreckt … wir tragen das Todesleiden Jesu an unserem Leib … unser äußerer Mensch wird aufgerieben …“ (vgl. 2Kor 4, 7-14)
Da fragt man sich: Warum tut er sich das eigentlich an? Er muss doch einfach nur sagen: Jetzt ist Schluss. Ich habe Schnauze voll. Das macht Paulus aber nicht. Er klagt gerne und ausführlich. Er lässt sich aber durch all das, was ihm Grund zur Klage gibt, nicht frustrieren. Es gibt für ihn vielmehr zu jeder Strophe seines Klageliedes auch Gründe und Erfahrungen der Zuversicht. Obgleich er in die Enge getrieben wird, findet er immer wieder Raum zum Wirken und zum Leben. Obgleich er niedergestreckt wird, kann man ihn nicht vernichten. Obgleich der äußere Mensch aufgerieben wird, wird der innere Mensch Tag für Tag erneuert.
In dem, durch was sich Paulus bedrängt fühlt, sieht er sich dem gleichen Schicksal wie Jesus ausgeliefert. Er beschreibt es mit dem „Todesleiden Jesu“. „Wohin wir auch kommen, immer tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib …“ (V10) Wer aber dieses Todesleiden annimmt und aushält, tut es „damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird“.
Das Anstrengende, die Last, die Mühsal, die Bedrängnis, alles was Grund meiner Klage ist, das steht für Paulus in einem größeren Zusammenhang. Es geht ihm doch darum, die Menschheit voran zu bringen. Und wie Paulus haben das viele Menschen zu ihrer Sache gemacht: Die Menschheit voran zu bringen auf dem Weg des Friedens und der Gerechtigkeit.
Ob das einer macht, weil er Christin oder Christ ist, oder ein Mensch mit gutem Willen, das spielt keine Rolle. Es geht um das Ziel. Paulus sieht als das Ziel eine in der Herrlichkeit Gottes vereinten Menschheit. Das muss auch jetzt schon positiv spürbar sein. Da lohnt sich alle Mühe und alles Klagen ist ein Luftholen zum Weitermachen. „Denn die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns in maßlosem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit.“ (V18)
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2017 Musik: musopencom
Sie möchten unsere Arbeit unterstützen?
Um unseren Hospizbewohnern bis zuletzt ein Leben in Würde ermöglichen zu können, aber auch für den ambulanten Dienst und die Trauerbegleitung benötigen wir Ihre Spende. – Herzlichen Dank.
Unser Spendenkonto
Darlehnskasse Münster
IBAN: DE30 4006 0265 0002 2226 00
BIC: GENODEM1DKM
... oder spenden Sie hier:
Sie haben Fragen?
Ihr Ansprechpartner:
Ludger Prinz
Geschäftsführung
Telefon: 0251 9337-626
info@johannes-hospiz.de
Philomena Brinkbäumer
Leitung Öffentlichkeitsarbeit │ Fundraising
Telefon: 0251 37409325
p.brinkbaeumer@johannes-hospiz.de