Gott besuchen
Sommerpause
Kinder stellen gerne diese Frage. Erwachsene haben gerne eine schnelle Antwort darauf. Und die Theologen machen gerne eine Wissenschaft daraus. „Wo wohnt eigentlich der liebe Gott?“ Im Himmel. Natürlich! Oben, über den Wolken. So hoch, dass er von da aus alles sehen kann. So weit weg, dass er für uns unsichtbar ist. Gerne antworten Erwachsene so auf die Frage der Kinder nach dem Ort, an dem Gott ist. Je weiter weg, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass nachgefragt wird. So hat es uns ja auch Jesus zu beten gelehrt: „Vater unser in Himmel …“. Also falsch ist diese Antwort nicht. Aber sie ist nicht vollständig, sagt der Theologe.
Was soll das für ein Gott sein, der nicht dort und hier und überall ist? Er hat doch dem Mose seinen Namen genannt: „Ich-bin-da“. (Ex 3,14) Diesen Namen soll Mose dem Volk Israel nennen, wenn sie fragen, wer den der Gott sei, der ihm im brennenden Dornbusch erschienen ist, und der ihm den Auftrag gegeben hat, das Volk aus der Knechtschaft Ägyptens zu befreien. Ich-bin-da, dass heißt nicht: „Ich bin nur im Himmel da.“ „Ich-bin-da, dass heißt vielmehr: Überall, wo einer da ist, da bin ich auch da. Das Volk hat das sehr anschaulich erfahren, wie Gott mit ihm durch die Wüste gewandet ist. „Der Herr zog vor ihnen her, bei Tag in einer Wolkensäule, um ihnen den Weg zu zeigen, bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten.“ (Ex 13,21)
Gott ist aber noch einen Schritt weiter in die Nähe der Menschen gegangen. Er ließ Mose ein heiliges Zelt bauen und sagte zu ihm: “ Ich werde mitten unter den Israeliten wohnen und ihnen Gott sein. Sie sollen erkennen, dass ich der Herr, ihr Gott bin, der sie aus Ägypten herausgeführt hat, um in ihrer Mitte zu wohnen, ich, der Herr, ihr Gott.“ (Ex 29,45f)
Jeden Tag, wenn morgens, mittags und abends die Glocken der Kirchen läuten, werden wir an den letzten und großartigsten Schritt Gottes in die Mitte der Menschen erinnert: Gott selber ist Mensch geworden. „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ – so beten viele Menschen jeden Tag beim Glockenläuten. Gott ist droben im Himmel und inmitten der Welt.
Gerade in der Ferienzeit gehen viele Menschen häufiger in eine Kirche als sonst im Jahr. Als Touristen besuchen sie Kathedralen und Dome. Sie bewundern, wie viel Menschen früherer Generationen unternommen haben, um – wie Mose – Gott ein Zelt unter den Menschen zu bauen. In manchen Kirchen mit den vielen Engeln und Heiligenfiguren wird deutlich, dass hier ein Stück Himmel auf Erden ist. Hier wohnt Gott auf der Erde und der Mensch ist schon mit den Augen und Gedanken im Himmel.
Vielleicht erfährt das einer nicht so sehr in den großen und berühmten Gotteshäusern. Vielleicht erfährt er es mehr, wenn er eine kleine Kirche abseits der großen Straßen betritt. Sich still in eine Bank setzt und das Spiel der Sonne mit den bunten Glasfenstern auf sich wirken lässt. Vielleicht kommen ihm da Gedanken in den Kopf, wie sie der Dichter Huub Oosterhuis aufgeschrieben hat (Gotteslob 298):
Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
und wie unsagbar nahe bei uns.
Allzeit bist du um uns in Sorge,
in deiner Liebe birgst du uns.
Du bist in allem ganz tief verborgen,
was lebt und sich entfalten kann.
Doch in den Menschen willst du wohnen,
mit ganzer Kraft uns zugetan.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2011 / Musik: jamendo.com
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