Grenzenlose Hilfsbereitschaft?
Eine Meditation
Natürlich, man hilft ja gerne. Man hilft wo man kann. Und damit beginnt das Problem. Manchmal kann ich leider nicht helfen. Meine Hilfsbereitschaft ist nicht grenzenlos. Oft fehlen mir die Mittel und mir fehlt die Kompetenz. Und ja, manchmal überlege ich es mir zweimal, ob ich überhaupt helfen will. Da schaue ich ganz genau hin, frage nach den Erfolgsaussichten, prüfe den Einsatz, der von mir gefordert wird. Wie weit kann ich eigentlich gehen?
Hier spielen natürlich auch die Menschen eine Rolle, um die es geht. Für wen würde ich bis an die Grenzen des Möglichen gehen? Vielleicht sogar meine eigene Existenz aufs Spiel setzten?
Grenzenlose Hilfebereitschaft? Die Auseinandersetzung mit dieser Frage ist ein zentrales Thema der Christen. Nächstenliebe, Diakonie, Caritas sind Merkmale, ohne die die Christen nicht Christen wären. „Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Mt 22,36ff) Das ist das Doppelgebot, das Jesus gelehrt und gelebt hat. Und gerade die Herausforderung der sehr weit gezogenen Grenze des Engagements in dieser Sache unterscheidet sich von einem banalen „seid nett zueinander!“
In seinem Brief an die Römer mach Paulus diese Grenze zum Thema. Ja, es gibt Grenzen, schriebt er: „Es wird sich schon kaum jemand finden, der für einen gerechten Menschen stirbt. Wenn überhaupt, dann ist höchstens jemand bereit, sein Leben für einen Menschen herzugeben, der Gutes tut.“ (Röm 5,7) Der Kreis derer, für die ich mich mit Haut und Haar einsetzten würde, ist sehr begrenzt. Für gerechte und gute Menschen - ja vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
Paulus will den Leuten in Rom deutlich machen: Bei Gott gibt es diese Grenze nicht. Sein Einsatz schaut nicht auf gut oder gerecht. Vielemehr scheint das die Regel zu sein: Die am weitesten von diesem Ideal entfernt sind, ihnen gilt seine Aufmerksamkeit. Paulus schreibt: „Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“, noch schwach und gottlos, als wir noch Gottes Feinde waren. (Röm 5,8) Paulus macht mich hier auf meine eigene Erbarmungswürdigkeit aufmerksam. Ich falle bei Gott nicht durch ein Raster der Kriterien für seine Hilfsbereitschaft. Gerade das Erbarmen ist doch sein Maßstab.
Das macht mir den Weg frei, meint Paulus. Ich bin mit Gott versöhnt, mein Leben ist gerettet. Damit ist nicht ein Trost für die Zukunft gemeint, dass ich dereinst dem „Gericht Gottes“ entkommen werde. „Wir haben jetzt schon die Versöhnung empfangen.“ (Röm 5,11) Jetzt! Das heißt als Ermutigung zu einem Leben aus der Kraft der grenzenlosen Liebe Gottes zu den Menschen. Das ermutigt mich, die Grenzen meiner Hilfsbereitschaft nicht zu eng zu ziehen, immer weiter zu denken und den entscheidenden Schritt mehr zu gehen.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © by_Bettina Stolze_pixelio.de Musik: jamendo.com
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