Groß und stark
Fastenzeit III.
„Damit du einmal groß und stark wirst.“ Dieser Spruch gehört immer in das Überredungsrepertoire von Eltern. „Iss auf, damit du einmal groß und stark wirst“, mahnen sie ihre Sprösslinge, wenn die ihren Spinat oder das Möhrengemüse nicht mögen. Groß und stark werden als Erziehungsziel. Immer etwas lernen, immer etwas leisten, immer noch was perfekter machen. Aus dem Kind soll ja mal was werden.
Die Idee ist eigentlich gut. Erziehung muss stark machen für das Leben. Unsere Gesellschaft braucht reife Persönlichkeiten, die sich mit ihren individuellen Fähigkeiten an der Gestaltung der Gegenwart und Zukunft beteiligen. Aber die Idee geht in die falsche Richtung, wenn eingeteilt wird in Starke und Schwache. Da gibt es dann die Alpha-Persönlichkeiten, die alle ihre Ideen durchsetzen und vor allen Dingen sich selbst. Und es gibt die Beta-Persönlichkeiten, das Fußvolk, das einfach nur folgt. Mag sein, dass das etwas holzschnitzartig dargestellt ist. Aber das Bild stimmt.
Was würde passieren, wenn dieses Bild auch die Gottesvorstellung bestimmt? Für viele Menschen muss Gott doch so sein, wenn er ein richtiger Gott sein will: stark, durchsetzungsfähig, allmächtig, immer der Erste, ganz vorne, über alles erhaben, immer top. Ist Gott das nicht, dann taugt er nichts. - Mein Gott ist ein Taugenichts. Er beeindruckt die Leute nicht mit großartigen Zeichen seiner Macht. Er beeindruckt die Gebildeten seiner Zeit nicht mit geistreichen Reden. Seine stärkste Leistung ist die Hingabe am Kreuz. Was für eine Torheit! Was für ein Ärgernis! Wie kann man so einen Gott nennen? Paulus schreibt in seinem Brief an die Korinther: „Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten.“ (1Kor 1, 22-27)
Jesus ist im Sinne dieser Welt nicht „groß und stark“ geworden und wollte auch gar nicht durch Größe und Stärke beeindrucken. So unsinnig sich das auch anhört: seine Stärke war die demonstrative Schwäche. Eine Schwäche, die empört hat, die immer wieder die Macht und Weisheit in Frage gestellt hat. Das war seine Option: „Das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen.“
Das törichte Bild des Gekreuzigten – es ist zum Zeichen des Sieges geworden, zum Zeichen des Lebens und der Hoffnung. Und so ist es doch heute: Viele Menschen dienen im Zeichen des Kreuzes, statt zu herrschen, geben, statt zu nehmen, stecken ein, statt auszuteilen. Sie sind die Alpha-Persönlichkeiten, die unserer Zeit gut tun. „Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen, und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen.“
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Stephanie Hofschlaeger pixelio.de / Musik: musopen.org
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