Ich gehe ein Stück mit dir
Meditation zu Ostern
Das war eine befreiende Erfahrung am Ostersonntag. Endlich kann man wieder das „Halleluja“ singen. Von Aschermittwoch bis Ostern wird dieser Jubelruf in den Gottesdiensten ja nicht gesungen – „Jubelfasten“ gewissermaßen. Doch dann, in der Osternacht und am Ostermorgen ist es wieder da. In fast allen Osterliedern findet sich das Halleluja. „Vom Tode heut erstanden ist der heilige Herre Jesus Christ, der aller Welt ein Tröster ist. Halleluja.“ (GL 324)
Derart frohgestimmt erscheint der Ostermontag wie ein Rückschlag. Heute stehen die sogenannten Emmausjünger im Blickpunkt. Der Evangelist Lukas berichtet über die beiden. (Lk 24, 13-35) Sie sind enttäuscht. Ihre Hoffnungen sind durch den Tod ihres Freundes Jesus zunichte gemacht worden. Die Hohenpriester und die religiösen Führer des Volkes haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Sie aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. (vgl. V. 20f) So schnell geht das mit dem Glauben an die Auferstehung nicht. Also erst einmal weg. Raus aus der Stadt, die an allen Ecken und Enden an die Niederlage der Hoffnung erinnert. Raus und die Leere und die Verlassenheit auskosten, das Leid im Gespräch teilen. „Sie sprachen über all das, was sich ereignet hatte“, berichtet Lukas. (V. 14) Ich höre hier das Lied: „Die Wege sind verlassen und oft sind wir allein. In diesen grauen Gassen will niemand bei uns sein.“ (GL 505,2.)
Doch die Szene beginnt sich aufzuhellen. Lukas berichtet: „Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten.“ (V. 15f.) Er fragt nach. Er hört zu und er beginnt, ihnen die Ereignisse zu deuten. Er bringt Licht in das Dunkel und Klarheit in das Durcheinander. Den mit Blindheit geschlagenen Jüngern gehen am Ende die Augen auf und sie erkennen ihn. (vgl. V. 31). Jesus erschließt ihnen nicht nur den Sinn der Schrift, sondern auch den Sinn ihres Lebens.
Für mich wird deutlich, dass es nicht um spontane Eingebungen geht. Das Leben und der Glaube sind ein Prozess, ein Weg. Es wird gesagt: Jesus kam hinzu und ging mit ihnen. Es sucht nicht die Fertigen, sondern begleitet die Suchenden und Fragenden. Er begleitet die, denen die Lebensperspektive abhanden gekommen ist, deren Hoffnung nicht als „Letztes stirbt“, sondern ganz konkret gestorben ist.
Wegbegleitung als ein Werk der Barmherzigkeit. Trost, Zuspruch und Ermutigung lassen sich ja nicht aus dem Ärmel schütteln. Das funktioniert nicht in einer „touch and go“-Begegnung und wäre eine Flucht aus der Situation. „Ich gehe ein Stück mit dir.“ – das wäre ein Angebot. Lass uns unterwegs nach Zeichen der Hoffnung Ausschau halten. Vier Augen sehen mehr als zwei. Es geht ja oft nicht um „professionelle Beratung“, um eine Therapie um Supervision. All das ist wichtig und wertvoll, braucht aber doch einen langen Anlauf.
„Ein Stück mitgehen“ wären für mich die kleinen Schritte, die jeder mitgehen kann, der ein mitfühlendes Herz hat. Am Ende der Erzählung von den Emmausjüngern sagen sie: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete?“ (V 32) Da ist unterwegs etwas ganz großartiges geschehen.
Lutz R. Nehk
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Foto: © bistum erfurt Musik: privat
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