In den Herzen ist's warm
Eine Meditation zum Advent
Weiße Weihnachten - schöne Erinnerungen. Sie ist selten geworden, diese besinnlichste Form der Weihnacht. Aber sie lebt weiter in den Illusionen vieler Weihnachtslieder. Vor allen Dingen in diesem: „Leise rieselt der Schnee, still und starr liegt der See, weihnachtlich glänzet der Wald: Freue dich, Christkind kommt bald.“ Der evangelische Pfarrer Eduard Ebel schrieb und komponierte dieses Lieb 1895. Es sollte ein Kinderlied für die Winterzeit werden, wurde dann aber doch ein adventliches Lied. Alle drei Strophen enden mit dieser Einladung zur freudigen Erwartung: „Freue dich, Christkind kommt bald.“
Der Winterweihnachtsstimmung der ersten Strophe folgt eine Beschreibung weihnachtlichen Wohlseins in der zweiten: „In den Herzen ist's warm, still schweigt Kummer und Harm, Sorge des Lebens verhallt: Freue dich, Christkind kommt bald!“ Ach ja, möchte man denken, wenn es mal so wäre. Ist das nicht aber auch nur eine Illusion? Eine Sehnsucht, die Menschen mit Weihnachten verbinden?
Der evangelische Theologe Ebel hat beim Dichten dieser Strophe wohl auf Worte des Propheten Jesaja zurückgegriffen. Worte, die in der Adventszeit immer wieder in den Gottesdiensten vorgelesen werde. Der Prophet verkündet dem „Volk, das im Dunkel lebt“ ein helles Licht. „Über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.“ (Jes 9,1) Diese Lichterscheinung illuminiert eine Zukunft, die sich so ganz von der Gegenwart unterscheidet. Trockenheit, alles verwelkt, müde Gemüter, Blindheit, schlechte Stimmung und Verdruss, alles kommt nicht voran, ist wie gelähmt. Dieser Erfahrung der Gegenwart des Volkes Israel setzt der Prophet seinen Blick in die Zukunft entgegen: „Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen. Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest! Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf.“ (vgl. Jes 35,1-6.10)
Mit kraftvollen Bildern wird hier beschrieben, wie es sein wird, wenn Gott in seiner Herrlichkeit erscheint. Wenn er Partei ergreift für die Menschen. Ja, dann wird es so sein: „Wonne und Freude stellen sich ein, Kummer und Seufzen entfliehen.“ Auch bei Jesaja ist das zunächst eine Illusion, der Entwurf einer Zukunft, der vielleicht genauso sentimental und gefühlsbetont anmutet wie der Schnee, der leise rieselt und der weihnachtlich glänzende Wald.
Die dritte Strophe des Liedes weist schließlich auf das Ereignis in Betlehem hin: „Bald ist heilige Nacht, Chor der Engel erwacht, hört nur, wie lieblich es schallt: Freue dich, Christkind kommt bald!“ In der „Heiligen Nacht“ werden die Engel nicht nur lieblich, sondern kraftvoll singen: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.“ (Lk 2,11) Und die Hirten, die nachts auf ihre Herden aufpassen, werden es hören und als Erste diesem Messias, diesem Heiland begegnen. Heute hat die Illusion des Jesaja begonnen Wirklichkeit zu werden. Heute beginnt das Aufatmen. Heute wird die Freude den Kummer und das Seufzen vergessen machen.
Für den rieselnden Schnee, für eine weiße Weihnacht kann ich recht wenig tun. Dass aber der Kummer und der große innerliche Schmerz und die Sorgen des Lebens verhallen, ja, dazu könnte ich als Christ und jeder als Menschen mit gutem Willen beitragen.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © daniel stricker_pixelio.de Musik: musopen.org
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