In seine Hand geschrieben
"Da bin ich mir ganz sicher!“ – sagt einer, mit dem Brustton der Überzeugung: Das kann ich. Das will ich. Das schaffe ich. So etwas passiert mir bestimmt nicht. Das werde ich niemals tun. Das wird es mit mir nicht geben. Uns so weiter, und so weiter. Sei Leben ist geplant, soweit er es planen kann. Alles hat seinen festen Platz. - Und plötzlich, da steht alles auf dem Prüfstand. Die Mutter wird sterbenskrank, wird zum Pflegefall. Er sorgt liebevoll für sie. Besucht sie täglich im Krankenhaus und verbringt viele Stunden bei ihr. Dann verlässt ihn seine Frau. Sie hält das nicht aus. Sie will den Mann nicht mit der kranken Mutter teilen. Er muss die Wohnung aufgeben. Für ihn alleine ist sie zu groß und zu teuer. Die Sicherheit ist dahin, der Lebensplan vorerst nicht aufgegangen. Wie wird es weitergehen? So kann eine Lebenskrise beginnen, die sich seuchenartig ausbreitet und die ganze Existenz befällt und krank macht.
"Von Zweifel ist mein Leben übermannt, mein Unvermögen hält mich ganz gefangen“, schreibt der Dichter Huub Oosterhuis in einem Lied (Ich steh vor dir mit leeren Händen Herr, Gotteslob 621, Evangelisches Gesangbuch 382). In einem Satz fasst er das ganze Desaster zusammen. Zweifel am Leben und an sich selbst. Der Kampf dagegen scheint verloren zu sein. Sie haben die Oberhand gewonnen, sie haben mich übermannt. Über den Haufen gerannt. Ich bin mit meinem Latein am Ende. Wie mit gefesselten Händen stehe ich da und vermag mir nicht mehr selbst zu helfen.
Worauf kann ich mich jetzt noch verlassen? Wo finde ich Halt? Oosterhuis lenkt meinen Blick auf Gott und lässt mich fragen: "Hast du mit Namen mich in deine Hand, in dein Erbarmen fest mich eingeschrieben?“ Hier muss die Sicherheit dem Vertrauen weichen. Vertrauen darauf, was ein Psalm über den Menschen sagt, der auf Gott setzt: Auch wenn er strauchelt, stürzt er nicht hin; denn der Herr hält ihn fest an der Hand. (Ps 37, 24) Übermannt von meinen Zweifeln, gefangen in meinem Unvermögen – der zerstörenden Kraft dieser Seelenkrankheit setzt Gott seine Hand entgegen. Ich bin eingeschrieben in seine Hand, werde von ihr gehalten, damit ich mich nicht selbst vergesse und verliere.
Die Fragen nach den endzeitlichen Verheißungen, die der Dichter Huub Oosterhius anfügt, sind immer auch Zusagen, Trost und Zuspruch für die Gegenwart: "Nimmst du mich auf in dein gelobtes Land? Werd ich dich noch mit neuen Augen sehen?“ Das immer schon gegebene Ja-Wort Gottes auf diese Fragen lassen einen Menschen sagen: Da bin ich mir ganz sicher.
Lutz R. Nehk
Foto: ©L.Kärcher/pixelio.de
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