Inneres Beten
Eine Meditation
Mehrmals am Tag gibt es akustische Signale der frommen Art. Die Kirchenglocken läuten. In den großen Städten geht das oft im Lärm und in der Geschäftigkeit des Alltags unter. Aber sie sind auch hier zu hören, für den der in der Nähe einer Kirche lebt - oder wenn der Wind günstig steht und den Klang weiterträgt - oder wenn die Stadt zur Ruhe gekommen ist. Die Idee, die Kirchenglocken drei Mal täglich zu läuten, so sagen einige Historiker, geht auf den hl. Franziskus (1181-1226) zurück. Im Orient habe er den Ruf des Muezzins kennengelernt, der alle Menschen zum Gebet einlädt. Franziskus sei davon begeistert gewesen und habe eine Einladung zum Gebet durch das Glockenläuten morgens, mittags und abends eingeführt.
Beten - das ist ein typisches Kennzeichen von Religionen. Menschen wenden sich an ein höheres Wesen, eine allmächtige Energie oder einen persönlichen Gott, so wie es die Christen tun. Sie sind davon überzeugt: Gott hört mich, er versteht mich, er wird alles gut machen.
Jesus selbst war ein Mensch, der betete. Er lud die Leute immer wieder ein, zu beten. Aber, wie geht das? Wie „funktioniert“ Beten? Das haben die Jünger ihren Meister gefragt: „Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes der Täufer seine Jünger beten gelehrt hat.“ (Lk 11, 1-4) Die Antwort fällt recht knapp aus: Ihr müsst nicht viele Worte machen und denken, damit würdet ihr erhört. Euer Gebet kann kurz sein. „Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung.“
Das aber sind zunächst nur Worte. Man kann sie auswendig lernen. Man kann sie aussprechen. Aber damit sind sie noch kein Gebet. Sie wirken nicht wie eine Zauberformel. Ein Gebet werden sie erst, wenn ich mich wirklich vor Gott stelle. Es geht zuerst um die innere Gebetshaltung, die den Kontakt aufnimmt: Du Gott – hier bin ich.
Das Du Gottes, seine Gegenwart muss mir klar sein. Das kann kein abstrakter, kein theoretischer Gott sein. Kein Gott der Glaubenssätze und kein Gott, den ich im Religionsunterricht gelernt habe. Den Gott, zu dem ich mich im Gebet hinwende, muss ich erfahren haben. Mein Leben muss etwas mit ihm zu tun haben. Die Betonung liegt hier auf „mein“ Leben, das nicht ein Leben der Anderen ist. Für sie kann ich in meinem Gebet eintreten, Fürbitte halten. Aber weder kann ich ihr Gebet, noch können sie mein Gebet beten.
Die hl. Teresa von Ávila (1515-1582) hat diese innere Gebetshaltung einmal so beschrieben: „Inneres Beten ist Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft allein zusammenkommen, einfach um bei ihm zu sein, weil wir sicher wissen, dass er uns liebt.“
Lutz R. Nehk
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Foto: © Nehk 2016 Musik: musopen.org
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