Kammerspiele
Zur Fastenzeit
Die Asche ist schon längst vergessen. Die Fastenvorsätze sind in der harten Erprobung. Die österliche Bußzeit hat Fahrt aufgenommen. Der Weg zum Osterfest ist schon ein gutes Stück gegangen. Und doch noch einmal der Blick an den Anfang. Wie keine andere Festzeit des Kirchenjahres wird die Fastenzeit mit einem dramatischen Ritus begonnen. Schon der Übergang ist hart. Gestern noch ganze Regionen des Landes im Partymodus, heute der ernüchternde, vielleicht auch erschreckende Hinweis auf die Realität: Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst. Gestern noch bunte Schminke, heute graue Asche in Kreuzform auf der Stirn. Gestern noch gehen Menschen ausgelassen aus sich heraus, heute werden sie aufgefordert, in sich einzukehren, zu sich zu kommen, bei sich selbst anzufangen.
Die Asche wird nicht im großen Gestus über die Masse ausgestreut, kein Kamelleregen, sondern in einem Akt individueller Zuwendung, beinahe schon intim, wird sie dem jedem Einzelnen aufgelegt. Das ist ein ganz wichtiger Hinweis auf die Gestaltung dieser Zeit. Obgleich sie für alle Christinnen und Christen ausgerufen wird und sich auch viele angesprochen fühlen, die keine fromme Motivation haben, ist sie doch zuerst eine Zeit für mich. So sagt es Jesus den Leuten: Die Menschen sollen nicht auf den ersten Blick sehen, dass du fastest. Es reicht vollkommen aus, wenn es „der Vater im Himmel“ sieht, denn „dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten“. (Mt 6,18) Damit wendet sich Jesus gegen jede äußere Zurschaustellung des Fastens.
In seiner großen Bergpredigt, also nicht nur im kleinen Kreis seiner Jünger, gibt er diese Fastenregel aus: „Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit du dich nicht vor den Leuten zeigst mit deinem Fasten.“ (Mt 6, 16-18a) Das Fasten zielt also zuerst auf die Überprüfung und Erneuerung meines innersten Verhältnisses zu Gott und zu mir selbst ab.
„Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst,“ (Mt 22, 36-40) Das ist für Jesus das wichtigste aller Gebote. Daran lassen sich alle anderen Gebote erklären. Wenn es in der Fastenzeit um eine Erneuerung, um Umkehr und Buße geht, dann fordert das eine neue Ausrichtung meines Lebens an diesem Doppelgebot. Und zuerst geht es eben darum: Wie liebe ich Gott und wie liebe ich mich selbst? Für die Klärung dieser Fragen braucht es ja in der Tat keine Öffentlichkeit. Die eigene Kammer ist der Ort, an dem sich diese Fastenaktion abspielt, hier ist der Ort der Kommunikation mit Gott und mit mir selbst. Hier stelle ich mich vor das Angesicht Gottes.
Noch einmal aus der Bergpredigt: „Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ (Mt 6, 6)
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © nehk 2015 Musik: jamendo.com
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