Karriereplanung
Karriereplanung – das ist ein ziemlich neues Wort. Karriereplanung will Menschen, vor allen Dingen jungen Menschen, helfen, nichts dem Zufall zu überlassen, was für die Zukunft wichtig ist. Alles im Blick haben. Alles im Griff haben. Den ganzen Lebensweg überschauen. Und das sollte möglichst schon von Kindesbeinen an geschehen. Schon hier muss die Entwicklung karriereförderlicher Tugenden und Charaktereigenschaften beginnen – so sagen es die Karriereplaner. Sonst wird das nichts. Spätestens in der Schule müssen die Kinder möglichst gut im „globalen Wettbewerb positioniert werden“. Früher hat man das nicht so genannt, aber verhalten hat man sich trotzdem so. Wer wurde als Kind nicht gefragt, was er einmal werden will? Wem klingen nicht die mahnenden Worte von Eltern und Lehrern in den Ohren: Du musst was lernen, sonst wird nichts aus dir.
Wir wissen kaum etwas über den jungen Mann, von dem Jesus in einem Gleichnis erzählt. (Lk 15) Er ist der jüngste von zwei Brüdern. Von seinem Vater lässt er sich das ganze Erbe auszahlen um fortzugehen, in ein fernes Land. Vielleicht war ihm seine Welt zu klein geworden: Der Hof des Vaters, das Dorf mit all den Menschen, die um sich kreisten, kein Blick zum Horizont, keine Visionen. Karriere, die kannst du hier nicht machen. Als zweitgeborener wirst du immer im Schatten des Bruders stehen. Ich will meine eigenen Wege gehen. So wird das ferne Land zu seiner Hoffnung. Dort kann ich etwas aus meinem Leben machen.
Doch, das ist offensichtlich, die „karriereförderlicher Tugenden und Charaktereigenschaften“ hatte er nicht trainiert. Jesus nennt in diesem Gleichnis auch nur das Ergebnis: Dort, in diesem fernen Land, führt er ein zügelloses Leben und verschwendete das ganze Vermögen. (Lk 15, 13) Die Verführungen des süßen Lebens sind stärker als der Wille etwas zu leisten. Geht doch auch so: Ist genug Geld da, kann man sich Anerkennung und Freundschaft auch kaufen. Im „globalen Wettbewerb“ hat der gute Chancen, der über die nötigen Mittel verfügt.
Plötzlich aber bricht alles weg. Das Geld verzockt, die Freunde verschwunden. Keine Arbeit, kein Essen. Und dazu auch noch eine Wirtschaftskrise. Jedem Schwein geht es besser als mir, denkt sich der junge Mann. Am diesem tiefsten Punkt seiner Karriere wächst in ihm der Entschluss: Ich will aufbrechen und zu meinem Vater zurückgehen. Ich will eingestehen: Ich habe versagt. Ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert dein Sohn zu sein.
Jesus erzählt dieses Gleichnis, das der Evangelist Lukas überliefert hat, wegen der Reaktion des Vaters. Man erwartet Enttäuschung, Verärgerung, wenigsten kritische Fragen. Doch all das sind nicht die ersten Gedanken des Vaters. Die Freude über den Sohn ist übergroß: Mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. (Lk 15, 23) Das ist die Freude Gottes über den Menschen, der sein Leben ordnen und neu beginnen will. Das ist Gottes Freude über mich.
Aber wenn die Rolle des jüngsten Sohnes nun gar nicht meine Rolle ist? Dann ist es vielleicht die des Bruders, der daheim geblieben ist. Keine Experimente gemacht hat. Der dafür gesorgt hat, dass Haus und Hof gut betreut sind. Der dem Vater zur Hand gegangen ist. Und nun ziemlich aufgebracht ist, dass der Vater diesen Taugenichts mit einem großen Fest willkommen heißt. Ihm – und vielleicht auch mir – gelten diese Worte des Vaters: „Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.“ (Lk 15, 31-32)
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: S.-Hofschlaeger_pixelio.de
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