Keine Freude ohne Güte
Zum 3. Advent
Die Freude gehört zum Weihnachtsfest - zweifellos. Ich denke an all’ die vielen Lieder, die die Freude besingen, die Menschen mit diesem Fest verbinden. „Nun freut euch, ihr Christen, singet Jubellieder …“ - „O Freude über Freude, ihr Nachbarn kommt und hört …“ - und auf jeden Fall: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, du Christenheit!“ Das kommt zwar erst am Heiligen Abend dran, spielt aber jetzt schon eine Rolle. Der Advent ist die Zeit der Vorfreude, also der Freude auf die Freude am Weihnachtsfest.
Einer der vier Sonntage der Vorbereitung ist ganz darauf konzentriert: „Gaudete in Domino semper: iterum dico, gaudete.“ „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ Das ist ein Vers aus dem Philipperbrief des Apostels Paulus (Phil 4,4). Eine nachdrückliche Aufforderung, der Freude freien Lauf zu lassen. Und er nennt auch den Grund dafür: „Der Herr ist nahe.“ (Vers 5) Aber was wäre das für eine Freude, die man nicht mit anderen Menschen teilt? Eine Freude, die man stolz vor sich her trägt, um die Andere neidisch zu machen? Eine Freude, die anderen zeigt, dass es ihnen eigentlich ganz mies geht? So verbindet Paulus mit seiner Aufforderung zur Freude diesen Wunsch: „Eure Güte werde allen Menschen bekannt.“
Hinter dem Wort „Güte“ steht ja ein ganzes Programm: Wohlwollende und nachsichtige Einstellung gegenüber Anderen gehören dazu. Gutes tun, Gnade üben und Barmherzigkeit, sind wichtige Elemente der Güte. Schließlich ist Gott selber die Güte, die in seinem Sohn Jesus Christus in die Welt gekommen ist. So lese ich es im Neuen Testament: „Als die Güte und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, erschien, hat er uns gerettet.“ (Tit 3,4f)
Wenn die Adventszeit etwas von der weihnachtlichen Freude vorwegnimmt, geschieht das auch, um der Güte in dieser Zeit Raum zu geben. Wenn Weihnachten das Fest der Freude ist, der Liebe und der Güte, des Frieden und der Menschlichkeit, dann müssen sich doch auch die Herzen für die Not so vieler Menschen auf der Welt öffnen. Diese Not hat viele Namen, ist oft nicht weit weg. Sie kann gleich um die Ecke wohnen und sogar im selben Haus. Manchen wird das Leben zur Last. Und in einer Zeit, in der Behaglichkeit, stille Freude und Lichterglanz auf dem Programm steht, kann die Dunkelheit und die Einsamkeit, die einen umgibt, besonders schmerzhaft sein. Gleich ob fromm oder nicht, religiös oder ungläubig: das ist eine Herausforderung.
Es geht gar nicht um eine „religiöse“ Lösung des Problems. Es geht einfach zuerst darum, die Plage und die Last der Menschen zu erkennen, ihr zerbrochenes Herz. Aufmerksamkeit entwickeln, dass es da einem mies geht. Dass er hinter einem fröhlichen Feiertagsgesicht nur schwer seine Sorgenfalten verbergen kann. Da bin ich als Mitmensch gefragt. Als einer von dem jetzt keine Patentlösung erwartet wird oder banale Lebensweisheiten. Es geht um das Signal, mit dem ich einem Mut mache, auszusprechen, was los ist. Dass einer nachdenken und zaghaft erzählen kann, was er für sich schon so oft formuliert hat. Dass ich ganz Ohr werde für ihn und mein Herz öffne. Mein Herz, das fühlt, wenn etwas nicht stimmt. Das sich anrühren lässt. Es gibt keine Freude ohne Güte.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2014 Musik: musopen.com
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