Kräuter am Grab der Gottesmutter
Zum Fest "Mariä Himmelfahrt"
Kräuter als Grabbepflanzung? Thymian und Rosmarin, Liebstöckel, Dill und Majoran, Estragon, Petersilie? Das wäre nicht „friedhofstypisch“ – jedenfalls nicht hierzulande – und würde auch das Missfallen der Friedhofsverwaltung finden. Efeu und Buchsbaum gerne. Kräuter eher nicht. Es könnte ja jemand auf die Idee kommen, ernten zu wollen. Unvorstellbar: Tomatensugo mit Kräutern von Omas Grab.
Vielleicht könnte man sie aber doch als hübsches Kräutersträußchen für das Fest Mariä Himmelfahrt zusammenbinden. So wie es vielerorts – eher im Süden als im Norden – Tradition ist. Der Legende nach haben die Apostel das Grab der Gottesmutter Maria geöffnet und statt des Leichnams Blumen darin gefunden – Rosen und Lilien. Und vor dem Grab, da wuchsen ihre Lieblingskräuter. Kräuter als Grabbepflanzung hätten also einen marianischen Akzent.
Die Segnung von Kräutersträußchen am Fest der Aufnahme Marien in den Himmel verweisen auf das leere Grab: Sie ist mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden, so lehrt es die Kirche. Was die Kirche nicht lehrt, weil es eher als nebensächlich erscheint, ist, dass die Mutter sich ausgekannt haben muss mit Kräutern, mit ihrem Geschmack und ihrer Wirkung. Das jährliche Pessachfest, die Erinnerung an den befreienden Auszug aus Ägypten, geht nicht ohne das rituale Mahl, für das sie zuständig gewesen sein wird: Milchlamm mit Bitterkräutern. Eben solchen Kräutern , wie wir sie heute auch noch gerne für die Zubereitung verwenden: Rosmarin, Kümmel, Fenchel und Thymian.
So war die Anweisung: „Am Zehnten dieses Monats soll jeder ein Lamm für seine Familie holen, ein Lamm für jedes Haus. Nur ein fehlerfreies, männliches, einjähriges Lamm darf es sein, das Junge eines Schafes oder einer Ziege müsst ihr nehmen. Ihr sollt es bis zum vierzehnten Tag dieses Monats aufbewahren. Noch in der gleichen Nacht soll man das Fleisch essen. Über dem Feuer gebraten und zusammen mit ungesäuertem Brot und Bitterkräutern soll man es essen. Nichts davon dürft ihr roh oder in Wasser gekocht essen, sondern es muss über dem Feuer gebraten sein.“ (vgl. Ex 12)
Kräuter als Teil eines rituellen Mahles. Das hat sich bis heute erhalten und ist auch eine Tradition klassischer Gerichte zum Fest Mariä Himmelfahrt. Denn gerade um den 15. August herum entfalten die Kräuter das beste Aroma, werden geerntet und in der Küche verarbeitet.
Neben diesem Aspekt der Volksfrömmigkeit, finde ich die Gelegenheit gut, die Kräuter zu würdigen. Sie schmecken nicht nur gut, in ihnen bringt die Natur auch Heilkräfte hervor, die zum Wohle des Menschen sind. Kopfschmerzen, Unwohlsein, Magenverstimmung und Verdauungsprobleme? Da gibt’s doch was von Mutter Natur. Da kann Mariä Himmelfahrt mit seiner Kräutertradition ein Impuls sein, sich neu darauf zu besinnen und dankbar zu sein, wie reich wir beschenkt sind. Vielleicht auch darauf, wie notwendig es ist mit dem Kräutergarten behutsam und pfleglich umzugehen.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
14.08.2019 | Foto: Nehk 2019 | Musik: jamendo.com
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