Leise – nicht kleinlaut
Pfingsten, das ist zuerst ein Geräusch. Das ist eine sinnliche Wahrnehmung. Brausen und Sturmwind – ein Getöse. Keine „stille Nacht, heilige Nacht“. Und auch nicht die Stimmung eines erwachenden Tages, mit der bangen Frage nach dem leeren Grab.
Pfingsten, das ist der helle Tag, ist ein Spektakel, das in die geschäftige Stimmung der Metropole Jerusalem hineinbricht. Absolut öffentlichkeitswirksam, wie die Apostelgeschichte berichtet: „Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.“ (Apg 1, 1-5)
Das pfingstliche Sprachenwunder hebt den ersten Auftritt der nun sehr selbstbewußten Jüngergemeinde Jesu auf internationales Niveau. „Jeder hörte sie in seiner Sprache reden.“ (V 6) Die Reaktion reicht von Bestürzung, fassungslosem Staunen und Ratlosigkeit bis hin zum Spott: „Sie sind vom süßen Wein betrunken.“ (V 13)
Ob nüchtern, euphorisiert oder betrunken – die Ernüchterung des Alltags kam schnell. So, wie das auch im Kirchenjahr ist. Das Pfingstfest hat keine eigene Festwoche. Der Pfingstmonat ist eigentlich kein kirchlicher Feiertag. Am Dienstag nach Pfingsten ist schon wieder die einfache Zeit im Jahreskreis. Das Wirken der Jüngergemeinde Jesu, der Kirche, ist ja auch nicht eine permanente Feirtagsstimmung. Es geht auch nicht um spektakuläre Aktionen und öffentlichkeitswirksame Projekte. Der Spektakel sind genug und die Menschen sind ihrer wohl auch überdrüssig. Überdrüssig der Selbstdarsteller auf der politischen Weltbühne und ihrem nationalitischen Getöse. Am Ende sind das Parolen, die auf Plakate passen und den Menschen das Denken abnehmen.
Jesus selbst vergleicht das Christsein mit einem Sauerteig, der das ganze Mehl durchbringt – leise und still aber wirkungsvoll. (vgl. Mt 13,33) Das mindert die Bedeutung und die Wichtigkeit der Frohen Botschaft keineswegs. Sie bleibt spektakulär, aufsehenerregend: Gott wird Mensch. Gott setzt sein Leben für die Menschen ein. Gott steht an der Seite der Menschen als ihr Beistand und Tröster. Diese Botschaft geht den Menschen zu Herzen, auch in leisen Tönen.
Das ist das Ziel, die Freude an Gott, am Leben, am Mitmenschen, an der Schöpfung in die Tiefe der menschlichen Existenz hineizulegen. So wunderbar formuliert es der Apostel Paulus: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Röm 5,5)
Die Botschaft von Pfingsten darf heute ruhig leise sein, aber nicht kleinlaut.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
08.06.2019| Foto: Nehk 2019 | Musik: musopen.com
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