Liebe dehnt sich immer aus
über Grenzen II.
Der Apostel Paulus ist davon überzeugt: „Seit Erschaffung der Welt wird Gottes unsichtbare Wirklichkeit, seine ewige Macht an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen. (Röm 1,20) Das schreibt er in seinem Brief an die Römer. Mit seinem Verstand kann der Mensch die Grenzen des sinnlich Wahrnehmbaren überspringen und die ganze Wirklichkeit in einen sinnvollen Zusammenhang bringen, „denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weis 13,5). Die ersten Sätze des Glaubensbekenntnisses halten diese Erkenntnis fest: „Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.“
Aber nicht alles der göttlichen Größe lässt sich durch den Verstand des Menschen erkennen. Gott aber will sich ganz zu erkennen geben. Er will sich den Menschen in seiner vollkommenen Liebe mitteilen. Deswegen überschreitet er von sich aus die Grenze seiner Göttlichkeit. Er offenbart sich dem Menschen. Das heißt er teilt von sich mit, was dem Verstand unzugänglich ist: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“ (1Kor 2,9)
Die Größe Gottes wird in seinem einfachen Namen deutlich: "Ich bin da". Liebe, Zuneigung, Güte, Hilfe, Barmherzigkeit. All das ist gemeint mit diesem Namen. Konkret wird dieses Programm noch einmal in dem Namen, den Maria dem Kind geben soll: Jesus - das heißt übersetzt „Gott rettet“. In Jesus Christus geht der rettende Gott bis an die äußerste Grenze. Die Liebe ist ihm wichtiger als seine göttliche Existenz. Das Heil des Menschen zählt für ihn mehr als sein eigenes Ansehen. Gott überwindet die Grenze der Engherzigkeit. Für ihn gibt es keine „Obergrenze“ der Hingabe.
Gilt das auch für Menschen, die an diesen Gott glauben und sich in ihrem Leben an der Botschaft Jesu orientieren? Gibt es eine „Obergrenze“? Das ist keine Frage, natürlich komme ich an Grenzen. Aber nicht jede Leistungsgrenze kann schon eine Obergrenze sein. Schon gar nicht im Bereich der Humanität, christlich gesprochen, der Nächstenliebe. Hier geht es immer um eine Erweiterung, eine Ausdehnung in Größenordnungen, die ich selbst noch gar nicht erkannt und erfahren und schon gar nicht ausgetestet habe.
Die Liebe dehnt sich immer aus. Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Epheser etwas über diese Ausdehnung: „In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet, sollt ihr […] dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt.“ (Eph 3, 17b-19) Es geht um die Liebe in allen ihren Dimensionen – Länge, Breite, Höhe, Tiefe. Und es geht darum, diese Liebe zu ermessen. Das heißt gewissermaßen mit einem Zollstock auszumessen, welche Größe sie hat. Ich werde dabei an keine Grenze kommen. Die Größe der Liebe Christi übersteigt meine Erkenntnis. Diese Einsicht aber kann für mich keine Grenze meiner Anstrengungen sein. Paulus schreibt von einem „mehr und mehr“, „Schritt für Schritt“ voranschreitend „werde ich von der ganzen Fülle Gottes erfüllt.“ (V19b) Wie könnte ich hier an eine „Obergrenze der Liebe“ denken?
Was ich jetzt tun kann, das weiß ich. Was ich aber noch tun kann, das werde ich erst wissen, wenn ich Grenzen überwinde, Grenzen, die mir Sorge machen, Grenzen, die mich vielleicht sogar ängstigen. Paulus ist fest davon überzeugt: „Gott aber, kann durch die Macht, die in uns wirkt, unendlich viel mehr tun, als wir erbitten oder uns ausdenken können.“ (V20) Dieser Gedanke ermutigt mich, meine Obergrenze der Liebe und Hilfe an der Fülle der Liebe Gottes zu messen.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © nehk 2015; Musik: privat
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