Macht der Veränderung
Weihnachten
Ein Stall vor Betlehems Toren hat die Welt verändert. Wohl kein so schlichter, ja armseliger Raum, hat eine ähnliche Karriere gemacht. Die Menschen haben ihn angenommen, es ist "die Krippe". Sie ist das Bild von Weihnachten schlechthin. Große Künstler haben sich mit diesem Ort auseinander gesetzt. Ganze Wälder sind zu Krippenfiguren geschnitzt worden. Die Bandbreite der Darstellung geht von ganz kitschig bis zu solchen, die auf die Grundfunktionen reduziert sind. Sie ist zu haben in der europäischen Version „mitten im kalten Winter“, und da, wo Weihnachten im Sommer gefeiert wird, auch unter Palmen.
Es ist aber nicht jedermanns Sache, seine Weihnachtsfreude an der Darstellung von Jesus, Maria und Josef, von Ochs und Esel, Engel und Hirten zu finden. Immerhin kommen auch Markus und Johannes, zwei der vier Evangelisten, in ihren biblischen Berichten über das Leben Jesu, ganz ohne Bethlehem, ganz ohne Stall und ohne Kindheitsgeschichte aus.
Der Evangelist Johannes setzt mit seinem Bericht über die Menschwerdung weit vor dem Weihnachtsereignis ein. Er lenkt den Blick zurück an den Anfang: "Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gottes." (Joh 1,1) So lautet der erste Vers seines Evangeliums. Er will deutlich machen: Die Menschwerdung des Sohnes Gottes hat nicht irgendwann in der Geschichte begonnen. Sie ist vorbestimmt in der Zeit vor jeder Zeitenrechnung. Das, was andere Evangelisten wortreich über die Geburt Jesu berichten, reduziert Johannes auf einen Satz: "Und das Wort ist Fleisch geworden /und hat unter uns gewohnt / und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, / die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, / voll Gnade und Wahrheit." (Joh 1,14)
Gut, diese knappe Version gibt für Holzschnitzerei und als Motiv für Weihnachtskarten nicht viel her. Aber sie macht – vielleicht so gar mehr noch als die Krippe – die Macht der Veränderung deutlich. Gott ist nicht mehr der nur Ewige und der stets Ferne. Er wird Mensch, sterbliches, vergängliches Fleisch, einer unter vielen, der Gesetzmäßigkeit von Raum und Zeit unterworfen, kann nicht da sein, wo schon ein anderer ist.
Johannes macht deutlich, dass die "himmlische Größe Gott" nicht mehr loszulösen ist von der "irdischen Größe Mensch". Gottes Wort wird Mensch, – fassbar, gegenständlich, greifbar – und alles Reden von Gott wird seine Glaubwürdigkeit an der Menschlichkeit messen lassen müssen, die es schenkt und die es fördert.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2012 / Musik: musopen.com
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