Mehr wert als viele Spatzen
Eine Meditation
Viele Menschen beten einmal am Tag das Vaterunser – mache auch mehrmals. Dabei sprechen sie immer wieder diese Bitte aus: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.“ Die Ortszuweisung ist klar. Im Himmel, da wo ich noch nicht bin, und auf Erden, also in meinem Lebensraum und Einflussbreich, soll dieser Wille „geschehen“. Das heißt, er soll aktiv umgesetzt und gelebt werden.
Aber was ist „der Wille Gottes“? Was verbinde ich damit? Menschen werden auf diese Frage sehr unterschiedliche Antworten geben können. Dabei wird es wohl zunächst einmal eine sehr persönliche Auswahl sein, was für sie der Wille Gottes ist. Und es ist gut, wenn Leute solche persönlichen Schwerpunkte setzten. Bestimmt sind es auch eigene Lebenserfahrungen. Erfahrungen, von denen ich sage: Hier hat Gott mir persönlich seinen Willen mitgteilt. Freund und Leid, Berufung, die Liebe zu einem Menschen, Verantwortung für eine Familie.
Für Jesus hat der Wille des Vaters eine sehr große Bedeutung. Einmal sagt er: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen.“ (Joh 4, 34) Es ist also nicht zufällig, dass er in der Bergpredigt, seiner großen „Programmrede“, die Menschen im Vaterunser zu beten lehrt: „Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde.“ (Mt 6,9f) Und schließlich zählt er alle zu seiner Familie, denen es um den Willen Gottes geht: „Denn wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ (Mt 12,50) Er selbst geht bei dieser Erfüllung bis an die Grenze des Erträglichen. In der Nacht vor seiner Festnahme, der Verurteilung und Hinrichtung am Kreuz, betet er im Garten am Ölberg: „Mein Vater, wenn dieser Kelch an mir nicht vorübergehen kann, ohne dass ich ihn trinke, geschehe dein Wille.“ (Mt 26,42)
Erwartet er nun von Menschen, die zu seiner Gemeinde gehören, das gleiche? Ja, er stellt es zumindest in Aussicht. Sie sollen damit rechnen, dass sie in eine ähnliche Lage geraten können. Zu seinen Jüngern sagt er: “Der Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen.“ (Joh 15,20) Den Willen Gottes zu erfüllen, kann auch mit Gefahren verbunden sein. Er ruft Widerspruch hervor. Der Botschaft der Liebe wird mit Hass und Verfolgung geantwortet. Der einen Tat des Friedens stehen zehn Taten des Krieges und der Gewalt gegenüber. Wie kann es einer also wagen zu beten „Dein Wille gesehe.“? Er kann es wagen, weil ihm das Wort Jesu gesagt wird: „Fürchtet euch nicht.“
Ja, der Wille Gottes ist eine Herausforderung, die an Grenzen führen kann, die zu einer schweren Last wird, die Erschrecken und Furcht vor den Folgen hervorruft. Der Wille Gottes ist aber auch das: „Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.“ (Mt 10,29.31) Jesus sagt seinen Leuten: Wenn Gottes Wille sich auf das Wohlergehen so eines kleinen Vogels konzentriert, um wieviel mehr ist es dann sein Wille, dass ihr wohlerhalten bleibt. Wohlerhalten in all den schwierigen Lebenslagen. Wohlerhalten in der Einsamkeit eines Glaubenszeugen und der scheinbaren Aussichtslosigkeit. Wohlerhalten in den Auseinandersetzungen und Wortgefechten. Wohlerhalten bei verstecktem und offenen Spott. Ihr seid nicht nur mehr Wert als die vielen Spatzen. Der Vater im Himmel hat einen wohlwollenden Blick auf jeden Einzelenen: „Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt.“ (V30)
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © by_Alexandra H._pixelio.de Musik: jamendo.com
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