Mein Königreich ist nicht von dieser Welt
Zum Ende des Kirchenjahres
Wer ist dieser Jesus den eigentlich? Welche Bilder - welche unterschiedlichen Bilder - von ihm habe ich im Kopf? In wenigen Wochen wird er als das Kind in der Krippe im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit liegen. Holder Knabe in lockigem Haar! Später dann in der Rolle eines Volksmissionars. Er sammelt Jüngerinnen und Jünger um sich, wird deren geistlicher Lehrer und zieht durch die Städte und Dörfer. Er verkündet die Botschaft vom Reich Gottes und heilt viele Kranke. Er ist auch der streitbare Gesprächspartner der Pharisäer und Schriftgelehrten und der sanfte Zuhörer. Und schließlich erscheint er als der Schmerzensmann, der am Kreuz stirbt. Ein Bild, dass sich wohl als stärkstes eingeprägt hat, mehr als seine Auferstehung von den Toten.
Das Ende des Kirchenjahres, der letzte Sonntag des Jahreskreises, bietet uns ein weiteres Bild an: Christus der König. In der Kindheitsgeschichte schon wird er als ein neugeborener König angekündigt. In der Passionsgeschichte wird dieser Königstitel dann geradezu festgeschrieben. Er steht auf der Inschrift über seinem Haupt am Kreuz: „INRI - Jesus von Nazareth, König der Juden“. (Joh 19,19)
Jesus selbst bezeichnet sich nur ein einziges Mal als König. Das ist in dem Gespräch mit Pontius Pilatus, dem Statthalter der römischen Kaisers in Israel. „Du sagst es, ich bin ein König.“ Ganz deutlich sagt er aber auch: „Mein Königreich ist nicht von dieser Welt.“ (Joh 18, 28 ff) Das ist für das Verständnis des Christkönigsfestes ganz wichtig. Es geht nicht um die Festlegung auf eine Staatsform, die Monarchie. Hier klingt vielmehr die Botschaft Jesu vom Reich Gottes, vom Himmelreich mit. „Nicht von dieser Welt“, aber schon in ihr. Wachsend, wie ein kleines Senfkorn. (Mt 13,31)
Das Evangelium des Christköningssonntags (Mt 25,31–46) stellt mir noch einmal deutlich vor Augen, worum es geht in diesem Reich Gottes – worum es jetzt schon geht: die Werke der Barmherzigkeit. Im „Gleichnis vom Gericht des Menschensohnes über die Völker“ werden sie als die Einlassbedingungen genannt: „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.“ (Mt 25, 35-36) Wer das in seinem Leben im Blick hat - bewusst oder unbewusst - und so an den Menschen handelt, der darf hören: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist!“
Es ist also die Zuwendung zum Mitmenschen in der Not, die am Ende zählt. Sie ist keine Alternative zu den Werken der Frömmigkeit, sondern ein wichtiger Bestandteil meiner christlichen Spiritualität.
Im Schlussgebet der Heiligen Messe am Christkönigssonntag heißt es: „Allmächtiger Gott, du hast uns berufen, Christus, dem König der ganzen Schöpfung, zu dienen.“
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
22. November 2020 | Foto: © Nehk 2020 / Musik: privat
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